Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  
DrKnock.net
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 21 Antworten
und wurde 923 mal aufgerufen
 Fantasieland
Seiten 1 | 2
etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

19.06.2002 22:53
#16 RE:Es war einmal ..... Antworten

Märchen sind ein von Volk zu Volk wanderndes Erzählgut, anknüpfend an alte Mythen, an Volkspoesie und an Dichtungen Einzelner. So erfreuen diese phantastischen Erzählungen auch immer wieder neue Generationen von Kindern, besonders im Märchenalter von 4-8 Jahren.



Märchen - bieten Anregung für Phantasie und Sprache;
Märchen - fördern die Entwicklung des moralischen Empfindens;
Märchen - vermitteln grundlegende Einsichten über den Menschen;
Märchen - schaffen Vertrauen in einen sinnvollen Weltzusammenhang;
Märchen - helfen den Kinder eigene Ängste zu bewältigen.
Märchen - sind auch Erwachsenen sehr zu empfehlen.


etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

29.07.2002 23:35
#17 RE:Es war einmal ..... Antworten

Afrikanische Märchen

Der Regentropfen
Ein Regentropfen fiel einem Kind in die Hand. Er sprach: “Schließ die Hand, damit ich nicht sterbe und lauf zu den Hügeln mit den Bäumen und lass mich dort frei. Ich werde in die Erde dringen und es wird Regen fallen.”
Das Kind schloss die Hand und rannte zu den Hügeln mit den Bäumen, so schnell es konnte. Aber als es ankam und die Faust öffnete, war der Regentropfen verdunstet.
Weinend lief das Kind ins Dorf zurück und erzählte den Alten, dass der Regentropfen gestorben sei. Nun würde es nie mehr regnen. Aber die Alten sagen: “Weine nicht! Wir werden im Dorf Bäume pflanzen, damit der nächste Regentropfen keine Zeit hat zu verdunsten. Wir werden Bäume pflanzen und wir werden Regen haben.”



Wie die Geschichten auf die Welt kamen
Es war einmal eine alte Frau, die hat sich gelangweilt. Da ist sie in das Meer zu dem Delphin gegangen, damit er ihr Geschichten erzählt, aber der Delphin kannte auch keine Geschichten. Aber er hat sie zu dem Meerkönig gebracht. Der hat ihr eine Muschel geschenkt. Da war die Frau sehr glücklich, denn die Muschel konnte ihr so viele Geschichten erzählen, wie sie wollte. Die Frau hat die Geschichten ihrer Familie erzählt. Die haben die Geschichten dann immer weiter erzählt. Und so kriegen wir auch heute Geschichten von der ganzen Welt erzählt.
etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

29.07.2002 23:41
#18 RE:Es war einmal ..... Antworten

Das Traumfresserchen

" Traumfresserchen, Traumfresserchen!
Komm mit dem Hornmesserchen!
Komm mit dem Glasgäbelchen!
Sperr auf dein Schnapp-Schnäbelchen!
Träume, die schrecken das Kind,
die lass dir schmecken geschwind!
Aber die schönen, die guten sind mein,
drum' lass sie sein!
Traumfresserchen, Traumfresserchen,
dich lad' ich ein!"


zu der Geschichte:

Diese schöne Kurzgeschichte eignet sich besonders gut für Albträumer und handelt von Prinzessin Schlaffitchen, die im fernen Schlummerland wohnt. Dort gilt Schlaf als das höchste Gut, die Prinzessin leidet allerdings Nacht für Nacht unter Albträumen und kann niemals richtig schlafen.
Schließlich zieht ihr Vater, der König, aus, um ein Heilmittel für die Prinzessin zu finden. Als er die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, findet er das Traumfresserchen, ein Wesen, das sich von schlechten Träumen ernährt und fürchterlichen Hunger hat.....
etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

03.08.2002 13:48
#19 RE:Es war einmal ..... Antworten

Die Geschichte vom kleinen Herz

Ein kleines Herz war sehr verliebt, und es hatte sich auch schon an den Menschen verschenkt, den es so begehrte. doch dieser Mensch ging nicht sehr sorgsam mit dem kleinen Herz um, und so passierte es, dass es eines Tages verloren ging. Da lag es nun am Wegesrand, und es begann auch schon langsam zu brechen.
Es wurde Winter. Durch den Schneefall war das kleine Herz von einer weißen Schicht überzogen. Der Winter war sehr kalt, und so dauerte es auch nicht lange, bis das kleine Herz eingefroren war.
Der Frühling kam. Es wurde wieder wärmer und die Vögel sangen auch wieder ihre Lieder. An einem dieser schönen Frühlingstage passierte es, dass der Mensch, der dieses Herz mal geschenkt bekam, ganau an der Stelle vorbeilief, an der das Herz lag. Er bemerkte es, und wunderte sich, weshalb es noch zugefroren war. Da nahm er es mit nach Hause.
Zu Hause versuchte der Mensch, welcher ein Mann war, das Herz aufzutauen, aber es ging nicht. So griff er sio einem Hammer, und wollte das Eis abschlagen, aber auch das war nicht möglich. Da erinnerte sich der Mann, dass er auch mal ein Herz von jemandem besaß. Und er dachte an das Mädchen zurück, welches es ihm gab. Er innerte sich an viele schöne Momente mit dem Mädchen, und Tränen begannen aus seinen Augen zu rinnen. Sie rannen seine Wangen hinab, und tropften auf das kleine Herz, das noch immer vor ihm lag. Durch die Wärme der Tränen begann das Herz aufzutauen. Das freute den Mann, und er schwörte sich, dass er von nun an immer auf das Herz aufpassen werde.
Eine gewisse Zeit tat er das auch, aber dann wurde er wieder unachtsam.
Er nahm das Herz überall it hin. So geschah es, dass der Mann eines Tages Bauarbeiten an seinem Haus zu erledigen hatte. Dabei fiel ihm das Herz aus seiner Brusttasche in den Betonmischer. Jedoch bemerkte es der Mann nicht. Er baute und baute. Und als er fertig war und das Herz aus der Brusttasche nehmen wollte, war es verschwunden. Er suchte überall, aber er konnte es nicht finden.
Und das kleine Herz war einbetoniert und schlug hinter der unzerbrechlichen Mauer weiter für diesen Mann. Aber nach außen hin war es wieder kühl, und das würde es auch für immer bleiben.


Bemerkungen vom Autor
Vielleicht ist es ein bissl Gelapp, aber es soll trotzdem etwas zum Nachdenken anregen.
Denn man soll einen Menschen, der einen liebt, nicht wie den letzten Dreck behandeln.
Denn das würde das Herz des liebenden Menschen nur zu Stein verwandeln bzw. würde er eine Mauer um sich aufbauen, und wäre für andere nur noch unzugänglich.


etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

03.08.2002 13:54
#20 RE:Es war einmal ..... Antworten

Eine wahre Geschicht


Eine Frau sitzt im Café, sie verbrachte jede ihrer Mittags Pausen dort.
Doch an diesem Tag war etwas anders als sonst.
Sie kam sich vor als würde jeder sie ansehen und sich die ganze Welt nur um sie drehen.
Sie kannte dieses Gefühl schon lange nicht mehr.
Sie hatte alles verloren, ihren Mann, ihren Sohn, ihr Haus...alles!
Aber sie hatte schon am Morgen gemerkt das dieser Tag etwas besonderes war.
Es war die erste Nacht in der sie nicht von dem Feuer träumte, sie die flamme sah und die Hilfe schreie ihrer Familie hörte.
Als die Bedienung an ihren Tisch kam und sie fragte was sie bestellen will, sagte sie zum ersten mal, seit sie alles verloren hatte, nicht das was zuvor ihr Mann immer bestellt hatte, sondern das was sie früher trank.
Ihre Mittagspause war vorbei und sie ging zurück an ihren Arbeitsplatz.
Dort tat sie den Bilderamen mit den Foto `s von ihren Kindern und ihren Mann in eine Schublade und sie hatte dabei keinen schmerzenden Stich in ihrem Herzen..
Sie beachtete ihren Kollegen, der sie schon von Anfang an immer wieder an fliertete.
Sie lächelte zurück und fühlte sich zum ersten mal wieder begehrt.
Auf einmal hatte sie ein Gefühl von Glücklich sein und ihr wurde klar das ihr leben erst jetzt weiter geht!


etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

03.08.2002 13:58
#21 RE:Es war einmal ..... Antworten

Verlorene Träume

Isabella saß am Fenster und schaute in den Garten hinaus. Es war noch früh am Morgen und alle im Haus schliefen noch. Außer Großmutter, die war in der Küche und machte das Frühstück. Man hörte, daß sie den Tisch deckte am Klappern der Kaffeeschalen, Teller und Bestecke, das durch das geöffnete Küchenfenster zu hören waren.
Isabella war noch nicht ganz munter, sie hatte den Kopf an den Fensterrahmen gelehnt und die Augen halb geschlossen. Doch, was bewegte sich da im Gras? Sie hob den Kopf und schaute angestrengt in die Ecke des Gartens.
Dort bemerkte sie eine kleine Gestalt, die zu ihr hinauf blickte. Es war ein kleines Männchen mit einem weißen Hemd und langen grünen Hosen und einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf. Sie rieb sich die Augen, denn sie glaubte, nicht richtig gesehen zu haben. Die kleine Gestalt winkte zu ihr herauf.
„Pst, pst,“ machte das der kleine Männchen.
„Meinst du mich?“ fragte Isabella
„Ja, dich.“
„Ja wer bist du denn? Ich habe dich noch nie da gesehen,“ sagte sie
„Ich bin das Traummännlein, ich sollte eigentlich schon längst schlafen, aber ich brauche deine Hilfe.“
„Ja, wie kann ich dir denn helfen?“ Isabella war ganz erstaunt.
„Ich habe meinen Sack mit all den Träumen verloren und kann ihn nicht wiederfinden.“ Das Traummännlein setzte sich auf einen Stein, der in der Wiese lag und stützte sein Kinn auf die Hände und blickte ganz traurig zu Isabella hinauf.

In diesem Augenblick öffnete sich die Türe und die Mutter kam herein.
„Isabella, du sitzt am offenen Fenster und träumst wieder vor dich hin, gehe ins Badezimmer und ziehe dich an, wir frühstücken dann.“

„Hallo, Traummännlein, ich muß jetzt runter gehen und frühstücken. Ich komme dann in den Garten, warte auf mich!“ rief sie in den Garten hinunter, konnte das Traummännlein aber nirgends mehr entdecken.

Das Frühstück dauerte ewig, so schien es ihr. Endlich standen alle auf. Großvater ging in den Schuppen, um das Vogelhäuschen, welches er für die Vögel bastelte, fertig zu machen. Mutter begann in der Küche für das Mittagessen alles vorzubereiten, Vater nahm die Zeitung und setzte sich in die Leseecke. Tante Helga und Onkel Fritz, die zu Besuch waren, setzten sich wieder an den Küchentisch und unterhielten sich mit Mutter. Isabella half noch Großmutter das Geschirr in die Spüle zu tragen und das Tischtuch zusammen zu falten und lief dann sofort in den Garten hinaus.
„Hallo, wo bist du?“ rief sie leise und schaut sich im Garten um.
„Pst, pst, hier unter dem Baum,“ hörte sie eine ebenso leise Stimme.
„Du willst mir wirklich helfen?“ Das Traummännlein saß unter dem Apfelbaum auf einer großen Wurzel und wartete auf Isabella.
„Komm, wir gehen in den Baum hinein,“ sagte es und nahm Isabella beim Rockzipfel, weil er war so klein, daß er nicht höher hinaufreichte.
„Oh, in den Baum?“ Sie schaute erstaunt.
Doch er drehte sich um und ging auf den Stamm zu und da öffnete sich der Stamm doch tatsächlich und ließ die beiden eintreten. Es öffnete sich ein kleiner Spalt, der gerade so groß war, daß Isabella hindurch konnte und sie sah eine Treppe die hinab führte in einen großen unterirdischen Saal.
Isabella staunte. Sie hätte nie gedacht, daß unter dem Baum unter ihrem Garten ein so großer Saal mit so wunderschönen Dingen zu finden war.

In der Ecke stand ein Schaukelpferd, auf dem saß ein großer Clown, angelehnt an einen Schrank mit Regalen in denen viele Puppen und Plüschtiere durcheinander saßen und lagen. Gegenüber war eine große Truhe mit offenem Deckel, in der lagen viele andere Spielsachen. Bälle, ein Feuerwehrauto, eine Trompete und ein Tamburin. In der anderen Ecke stand ein Kasperletheater, das Krokodil hing ganz schlaff von der Bühne herunter und der Kasperl lehnte an den Kulissen. Die Prinzessin war herunter gefallen und lag neben dem Theater am Boden.
In der anderen Ecke lag ein Segelschiff, daneben ein Flugzeug und unter dem Flugzeug sah man eine große Lokomotive mit ein paar Waggons umgestürzt liegen. Die Schienen lagen durcheinander daneben.
Oben schwebte eine Wolke, auf der saßen ein paar Engel mit weißen Gewändern voller silberner Sterne.

„Oh, was ist denn das?“ Rief Isabella voller Entzücken aus.
„Das sind die Träume, die ich jede Nacht an die Kinder verteile. Aber um die Träume auch verteilen zu können, brauche ich meinen Sack mit dem Goldstaub. Den Goldstaub streue ich dann über die schlafenden Kinder aus und die Dinge aus diesem Saal erscheinen dann den Kindern im Traum. Aber leider, ist mir dieser Sack abhanden gekommen.“ Und dicke Tränen rollten über sein Gesicht.
„Und du willst, daß ich dir suchen helfe? Wann hattest du denn den Goldstaub das letzte Mal?“
„Vor zwei Nächten, da war er noch da und gestern abend war er weg. Ich habe ihn da hergestellt!“ Er zeigte mit dem Zeigefinger mitten in den Saal, doch dort war nur ein leerer Platz.

„Also, eigentlich hast du da eine große Unordnung. Man müßte das alles zusammen räumen, vielleicht finden wir den Sack dann wieder.“
„Nein, nein, ich finde immer wieder alles,“ verteidigte sich das Traummännlein.
Da war es Isabella, als ob sich der Clown dort am Schaukelpferd bewegt hätte. Als sie aber hinsah, saß er wieder ganz ruhig da und schaute sie mit seinen großen, bemalten Augen ganz unschuldig an. Aber war da nicht ein kleines Zwinkern in seinen Augen zu sehen und zuckten nicht die Mundwinkel ein wenig?

Isabella ging langsam auf den Clown zu und blickte ihm tief in die Augen. Und wirklich, der Clown zwinkerte ganz leicht und wackelte auch ganz leicht mit seinem Kopf und die roten Haarlocken zitterten leise.
Und war da nicht ein leises Kichern zu hören, von der oben schwebenden Wolke? Hatten sich die Engel nicht gerade die Hand vor den Mund gehalten und kicherten? Nein, doch nicht, jetzt war es wieder ganz ruhig und sie blickten unbeteiligt in die Ferne.
Auch der große Teddybär dort auf dem Stuhl konnte scheinbar nicht ruhig sitzen, sein vorgewölbtes Bäuchlein zitterte ein wenig und er fiel vom Stuhl und das kleine Glöckchen auf seinem Halsband klingelte leise.

Auch auf dem Regal mit den Puppen und Plüschtieren schien irgendwie Unruhe zu herrschen, es schien Isabella, als ob sich alles bewegte und die Anordnung der verschiedenen Puppen und Plüschtiere noch mehr durcheinander kamen.
Da stieg in Isabella ein Verdacht auf.
„Also, wir werden jetzt einmal Ordnung machen, in deinem Traumland,“ sagte sie und begann zuerst einmal im Regal die Puppen zu ordnen. Sie ordnete sie nach Größe und Kleidung, die Plüschtiere wurden abgestaubt und in Ordnung hingesetzt, die Elefanten kamen alle auf das oberste Regal und die kleinen Äffchen darunter, dann die Teddybären und die Kätzchen. So, das sah schon gut aus. Sie hob alle Dinge, die am Boden lagen auf und legte sie fein säuberlich nebeneinander auf die Regale.
Aber den Sack mit dem Goldstaub fand sie nicht.
„Ja es tut mir leid, aber der Sack ist nicht da.“ Sagte sie.
Doch da runzelte sie die Stirne, jetzt hatten sie alle Traum -Zutaten sortiert, abgewischt und weggeräumt. Nur der Clown saß noch immer unbeweglich auf dem Schaukelpferd.
Sie ging auf den Clown zu und versuchte ihn vom Schaukelpferd weg zu heben. Doch er machte sich ganz steif und versuchte sitzen zu bleiben. Mit einem Ruck hob sie ihn jedoch weg und fiel mit ihm gemeinsam auf den Boden.

„Ohhh, da ist er ja!!!“ rief in diesem Moment das Traummännlein und beugte sich über das Schaukelpferd um den Sack aus der Ecke zu holen.
Isabella mußte laut lachen. Sie befreite sich von dem Clown, der auf ihr lag und stand auf.
„Der Clown hat ihn versteckt! Aber warum nur?“
„Ich glaube ich weiß warum,“ sagte das Traummännlein. „Ich habe ihn in letzter Zeit so wenig zu den Kindern geschickt. Da war er so lange alleine. Aber die Kinder sind in letzter Zeit so wenig in den Zirkus gegangen, haben nicht von Clowns träumen wollen. Deswegen war er ganz traurig. Wahrscheinlich wollte er mir das damit sagen.“

Er ging auf den Clown zu und gemeinsam mit Isabella hoben sie ihn auf und setzten ihn wieder auf das Schaukelpferd.
„Ich möchte gerne morgen von einem Clown und einem großen Zirkus träumen.“ Sagte Isabella.
Es war ihr, als ob der Clown ein wenig lächelte.

„Ich danke dir, daß du mir geholfen hast, ich werde dir einen schönen Traum vom Zirkus schicken!“
Sie liefen beide die Treppe wieder hinauf und wie von Zauberhand öffnete sich der Baumstamm ein wenig und sie trat in das helle Sonnenlicht hinaus. Als sie sich umdrehte, war der Baumstamm unverändert, wie immer und auch keine Spur vom Traummännlein.
Sie setzte sich hin, lehnte sich an den Baumstamm und lächelte still vor sich hin. Wie doch das Traummännlein unordentlich war. Da konnte er ja nichts finden. Und wie schlau der Clown doch war!
„Ja Isabella, du träumst schon wieder in den Tag hinein,“ sagte die Mutter und stand vor ihr.
„Wo warst du denn, ich habe dich gerufen. Du solltest einmal dein Zimmer in Ordnung bringen, da findest du ja nichts mehr!“

Isabella lief durch den Garten zu ihrem Zimmer und dachte wieder an ihr Erlebnis. Aber wahrscheinlich hatte sie wirklich nur geträumt. Als sie in ihr Zimmer kam, bemerkte sie eine kleine rote Locke auf ihrem Rock, sie war der Lockenpracht des Clowns sehr ähnlich.


etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.08.2002 14:29
#22 RE:Es war einmal ..... Antworten

Des Märchens Geburt


Es war einmal eine Zeit, da es noch keine Märchen gab, und die war betrübend für die Kinder, denn es fehlte in ihrem Jugendparadiese der schönste Schmetterling. Und da waren auch zwei Königskinder, die spielten miteinander in dem prächtigen Garten ihres Vaters. Der Garten war voll herrlicher Blumen, seine Pfade waren mit bunten Steinen und Goldkies bestreut und glänzten wetteifernd mit dem Taugefunkel auf den Blumenbeeten. Es gab in dem Garten kühle Grotten mit plätschernden Quellen, hoch zum Himmel aufrauschende Fontänen, schöne Marmorbildsäulen, liebliche Ruhebänke. In den Wasserbecken schwammen Gold- und Silberfische; in goldenen großen Vogelhäusern flatterten die schönsten Vögel, und andere Vögel hüpften und flogen frei umher und sangen mit lieblichen Stimmen ihre Lieder. Die beiden Königskinder aber hatten und sahen das alle Tage, und so waren sie müde des Glanzes der Steine, des Duftes der Blumen, der Springbrunnen und der Fische, welche so stumm waren, und der Vögel, deren Lieder sie nicht verstanden. Die Kinder saßen still beisammen und waren traurig; sie hatten alles, was nur ein Kind sich wünschen mag: gute Eltern, die kostbarsten Spielsachen, die schönsten Kieider, wohlschmeckende Speisen und Getränke, und durften tagtäglich in dem schönen Garten spielen - sie waren traurig, obschon sie nicht wußten, warum, und nicht wußten, was ihnen fehle.

Da trat zu ihnen ihre Mutter, die Königin, eine schöne hohe Frau mit mildfreundlichen Zügen, und sie bekümmerte sich darüber, daß ihre Kinder so traurig waren und sie nur wehmütig anlächelten, statt mit Jauchzen ihr entgegen zu fliegen; sie betrübte sich, daß ihre Kinder nicht glücklich waren, wie doch Kinder sein sollen und sein können, weil sie noch keine Sorgen kennen und der Himmel der Jugend meist ein wolkenloser ist.

Die Königin setzte sich zu ihren beiden Kindern, die ein Knabe und ein Mädchen waren, und schlang um jedes derselben einen ihrer vollen weißen Arme, welche goldne Spangen schmückten, und fragte gar mütterlich und liebreich: »Was fehlt euch, meine lleben Kinder?«

»Wir wissen es nicht, teure Mutter!« sprach der Knabe. »Wir sind so taurig!« sprach das Mädchen.

»Es ist so schön hier in diesem Garten, und ihr habt alles, was euch Freude machen kann; macht es euch denn keine Freude?« fragte die Königin, und eine Träne trat in ihr Auge, aus dem eine Seele voll Güte lächelte.

»Nicht genug Freude macht uns, was wir haben«, antwortete dieser Frage das Mädchen. »Wir wünschen uns was und wissen nicht, was!« setzte der Knabe hinzu.

Die Mutter schwieg bekümmert und sann nach, was wohl die Kinder wünschen möchten, das sie mehr erfreue als die Pracht des Gartens, der Schmuck der Kleider, die Menge der Spielsachen, der Genuß edler Speisen und Getränke, aber sie fand nicht, was ihre Gedanken suchten.

»O wäre ich nur selbst wieder ein Kind!« sprach die Königin still zu sich, mit einem leisen Seufzer, »dann fiele mir wohl bei, was Kinder froh macht. Um Kindeswünsche zu begreifen, muß man selbst ein Kind sein. Aber ich bin schon zu weit gewandert aus dem Jugendlande, wo die goldnen Vögel durch die Bäume des Paradieses fliegen, jene Vögel, die keine Füße haben, weil die Nimmermüden irdischer Ruhe nicht bedürfen. O käme doch ein solcher Vogel her und brächte meinen teuern Kindern, was sie glücklich macht!«

Siehe, wie die Königin also wünschte, da wiegte sich plötzlich über ihr in den blauen Lüften ein wunderherrlicher Vogel, von dem ein Glanz ausging, wie Goldflammen und Edelsteinblitze, der schwebte tiefer und tiefer, und es sah ihn die Königin, es sahen ihn die Kinder. Diese riefen nur: »Ah! ah!« und Staunen ließ sie keine anderen Worte finden.

Der Vogel war überaus herrlich anzusehen, wie er, immer tiefer schwebend, sich niedersenkte, so schimmernd, so glänzend, im Regenbogenfarbengefunkel, fast das Auge blendend und doch immer wieder das Auge fesselnd. Er war so schön, daß die Königin und die Kinder vor Freude leise schauerten, zumal sie jetzt das Wehen seiner Flügel fühlten. Und ehe sie es ahnten, so hatte sich der Wundervogel niedergelassen in den Schoß der Königin, der Mutter, und sah aus Augen, die wie freundliche Kinderaugen gestaltet waren, die Kinder an, und doch war etwas in diesen Augen, das die Kinder nicht begriffen, etwas Fremdartiges, Schauerhaftes, und sie wagten darum nicht, den Vogel zu berühren, auch sahen sie jetzt, daß der seltsame, überirdisch schöne Vogel unter seinen glänzendbunten Federn auch einige tiefschwarze Federn hatte, die man aber von weitem nicht gewahrte. Indes blieb den Kindern zu näherer Betrachtung des schönen Wundervogels kaum so lange Zeit, als nötig war, dies zu erwähnen, denn alsbald hob sich der Vogel wieder empor, der Paradiesvogel ohne Füße, schwebte, scnimmerte, flog immer höher, bis er nur eine im Äther schwimmende bunte Feder schien, dann nur noch ein goldener Streif, und dann entschwand - so lange aber, bis das geschah, sahen ihm auch die Königin und die Kinder mit Staunen nach. Aber O Wunder! Als Mutter und Kinder wieder niederblickten, wie staunten sie da aufs neue! Auf dem Schoße der Mutter lag ein goldnes Ei, das hatte der Vogel gelegt, O und das schimmerte auch so grüngolden und goldblau wie der köstlichste Labradorstein und die schönste Perlenmuschel der Meerestiefen. Und die Königskinder riefen aus einem Munde: »Ei, das schöne Ei!« Die Mutter aber lächelte selig und ahnete voll Dankgefühl, das müsse der Edelstein sein, der noch zum Glück ihrer Kinder fehle, das Ei müsse in seiner zauberfarbigschillernden Schale ein Gut enthalten, das den Kindern gewähre, was dem Alter versagt ist, Zufriedenheit, und das ihre Sehnsucht, ihre kindische Trauer stille.

Die Kinder aber konnten sich nicht satt sehen an dem prächtigen Ei und vergaßen bald über dem Ei den Vogel, der es brachte; erst wagten sie nicht, es zu berühren, endlich aber legte das Mägdlein doch eines seiner rosigen Fingerchen daran und rief plötzlich, indem sein unschuldvolles Gesichtchen sich mit Purpur übergoß: »Das Ei ist warm!« Nun tippte auch der Königsknabe vorsichtig und leise an das Ei, um zu fühlen, ob die Schwester wahr gesprochen. Endlich legte auch die Mutter ihre zarte weiße Hand auf das köstllche Ei, und siehe, was begab sich da? Die Schale fiel in zwei Hälften auseinander, und aus dem Ei kam ein Wesen hervor, wunderbar anzusehen. Es hatte Flügel und war nicht Vogel, nicht Schmetterling, Biene nicht und nicht Libelle, und doch von allen diesen etwas, aber nicht zu beschreiben; mit einem Wort, es war das buntgeflügelte, farbenschillernde Kinderglück, selbst ein Kind, nämlich des Wundervogels Phantasie, das Märchen. Und nun sah die Mutter ihre Kinder nicht mehr traurig, denn das Märchen blieb fortan immer bei den Kindern, und sie wurden seiner nicht müde, solange sie Kinder blieben, und seit sie das Märchen hatten, wurden ihnen Garten und Blumen, Lauben und Grotten, Wälder und Haine erst recht lieb, denn das Märchen belebte alles zur Lust der Kinder; das Märchen lieh selbst den Kindern seine Flügel, da flogen sie weit umher in der unermeßlichen Welt und waren doch immer gleich wieder daheim, sobald sie nur wollten. Jene Königskinder - das waren die Menschen in ihrem Jugendparadiese, und die Natur war ihre schöne mildfreundliche Mutter. Sie wünschte den Wundervogel Phantasie vom Himmel nieder, der so prächtige Goldfedern und auch einige tiefdunkle hat, und er legte in ihren Schoß das goldne Märchenei.

Und wie die Kinder das Märchen innig lieb gewannen, das ihre Kindheitstage verschönte, in tausenderlei Gestaltungen und Verwandlungen sie ergötzte und über alle Häuser und Hütten, über alle Schlösser und Paläste flog, so war des Märchens Art auch diese, daß es selbst den Erwachsenen gefiel und sie sich seiner freuten, wenn sie nur etwas aus dem Garten der Kindheit mit herübergetragen in das reifere Alter, nämlich die Kindlichkeit des Herzens.



etoilee

Seiten 1 | 2
Fabeln »»
 Sprung  

Xobor Ein Kostenloses Forum | Einfach ein Forum erstellen
Datenschutz