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Dieses Thema hat 15 Antworten
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etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 14:49
Gioconda Belli Antworten


Gioconda Belli wurde 1948 in Nicaragua geboren. Sie studierte in Spanien und in den USA.
Ab 1970 beteiligte sich Gioconda Belli am Widerstand der Sandinistischen Befreiungsfront FSLN gegen die Somoza-Diktatur ihres Landes.
1975 verließ sie Nicaragua und ging ins Exil; zunächst nach Mexico, dann nach Costa Rica.
1976 wurde sie von einem Gericht wegen subversiver Aktivitäten gegen die Somoza-Diktatur in Abwesenheit zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Im August 1978 kehrte sie mit ihren drei Kindern nach Nicaragua zurück, wo sie vor allem im Bereich der politischen Bildung tätig war.
Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern wechselweise in Los Angeles und in Nicaragua. Im Mai 1994 adoptierte Gioconda Belli in Nicaragua ein kleines Mädchen

etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 14:51
#2 RE:Gioconda Belli Antworten

In den guten Tagen mit Regen,
als unerschöpflich
wir uns liebten,
als wir uns einander
öffneten, einer dem andern,
wie heimliche Höhlen,
in diesen Tagen, Geliebter,
wie ein Krug fing mein Körper
all das weiche Wasser auf,
das du über mich strömen ließest,
und jetzt,
in diesen Tagen der Dürre,
wenn deine Abwesenheit die Haut
schmerzt und aufschürft,
fließt Wasser aus meinen Augen,
gesättigt von deinem Andenken,
und benetzt meinen trockenen Körper,
so leer und so voll von dir.

etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 14:55
#3 RE:Gioconda Belli Antworten



Der Gedichtband "Zauber gegen die Kälte (Originaltitel:"Sortilegio contra el frío") von der nicaraguanischen Dichterin Gioconda Belli ist ein hervorragendes Beispiel erotischer Lyrik aus Lateinamerika. Zugleich handelt es sich um einen seltenen und selbstbewußten Ausdruck von weiblichem Liebesverlangen und Lustempfindungen, geschrieben von einer sehr emanzipierten Frau. Damit ist es auch als indirekte Attacke gegen den "Machismo latino" zu sehen, der immer noch das Monopol der Darstellung von Lust und Liebe für sich reklamiert. Gioconda Belli präsentiert hier ebenso kunstvoll komponierte wie von natürlicher und erfrischend direkter Erotik knisternde Gedichte, die auch als durchaus repräsentativ für die zeitgenössische lateinamerikanische Frauenliteratur gelesen werden können und auch Männern zur Lektüre sehr zu empfehlen sind.

etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 14:58
#4 RE:Gioconda Belli Antworten



Giaconda Belli - Bewohnte Frau ****


Lavinia ist eine unabhängige junge Frau - sie hat, entgegen den Wünschen ihrer Eltern, Architektur studiert und will diesen Beruf auch ausüben. Von ihrer Tante, bei der sie einen Großteil ihrer Kindheit verbracht hatte, war sie in ihrem Unabhängigkeitsbestreben immer unterstützt worden - sie hatte ihr auch dieses Haus vermacht, in dem Lavinia nun lebt, "für den Fall, daß eine Zeit kommt, in der sie allein sein wolle".

In ihrem Architekturbüro arbeitet auch Felipe - mit dem sie anfangs nur heftigste Streitgespräche führt, um dann eine intensive Liebesbeziehung zu beginnen. Doch trotz aller Liebe gibt es offensichtlich etwas, das Felipe vor Lavinia geheimhalten will, aus dem er sie ausschließt. Als sie, einige Zeit später, bei einem Notfall doch mit eingeweiht werden muß, versteht sie auch, warum - er ist im geheimen im Widerstand tätig.

Lavinia, behütete Tochter wohlhabender Eltern, lernt nun langsam auch die Situation der weniger Betuchten kennen. Es ist ihr freigestellt, sich der Untergrundbewegung anzuschließen - eine Entscheidung, die ihr, auch nachdem sie sich längst dazu entschlossen hat, sehr schwer fällt, ihr aber, je mehr sie mit der Arbeiterschicht in Kontakt kommt, immer nötiger erscheint.

Es ist eine schwere Gewissensprüfung, als sie gebeten wird, die Baupläne für ein Haus, das sie (überfallsicher) geplant hat, aus der Hand zu geben....

etoilee


etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 21:55
#5 RE:Gioconda Belli Antworten

Spielregeln für Männer, die mich lieben wollen

1.
Mich zu lieben muss ein Mann
von meiner Haut den Vorhang wegziehen
bis auf den Grund meiner Augen sehen
und erkennen das in mir nistet
die durchsichtige Schwalbe Zärtlichkeit

2.
Mich zu lieben darf ein Mann
mich nicht wie eine Ware besitzen wollen
mich nicht vorführen wie eine Jagdtrophäe
er wird an meiner Seite stehen
mit der gleichen Liebe
wie ich an seinen

3.
Mich zu lieben, muß die Liebe
eines Mannes stark sein wie Ceibobäume,
so schützend und sicher
und so klar wie ein Dezembermorgen.

4.
Mich zu lieben darf ein Mann
meinem Lächeln nicht Misstrauen
er soll Trauer und Schweigen achten
und auf meinem Leib mit Liebkosungen spielen
wie auf einer Gitarre , Melodien
und Freude aus der Tiefe meines Körpers locken

5.
Mich zu lieben muss ein Mann
in mir das Bett für die Last seiner Sorgen sehen,
eine Freundin mit der er seine Geheimnisse teilt
einen See in dem er treibt
ohne Angst, dass ein Anker von Verpflichtungen
ihn am fliegen hindert, wenn er Lust hat ein Vogel zu sein.

6.
Mich zu lieben, muss ein Mann
Poesie aus seinem Leben machen
jeden Tag neu gestalten
mit dem Blick in die Zukunft

7.
Mich zu lieben aber muss ein mann
vor allem mein Volk lieben,
nicht als abstrakten Begriff
aus dem Ärmel gezogen,
sondern als etwas Wirkliches, Greifbares,
dem er mit seinen Handlungen Ehre macht
und sein Leben gibt, wenn es notwendig ist.

8.
Mich zu lieben, muß ein Mann
mein Gesicht im Schützengraben erkennen,
mich lieben mit dem Gewehr im Anschlag,
wenn wir beide gemeinsam
die Feinde abwehren-

9.
Die Liebe meines Mannes
scheut nicht hinzugeben
noch fürchtet sie auf einem belebten Platz
sich im Zauber des verliebtseins zu entdecken
Er kann laut rufen : ich liebe dich
oder Anschläge auf die Häuser kleben
die sein Recht auf das herrlichste
und menschlichste aller Gefühle proklamiert

10.
Die Liebe meines Mannes
flieht nicht vor Küchendunst
und nicht vor Kinderwindeln
wie ein frischer Wind ist sie
der in Wolken aus Traum und Zeit
die Hemmnisse davonträgt die uns über Jahrhunderte trennten
wie verschiedenartige Wesen

11.
Die Liebe meines Mannes
will mich nicht festlegen, nicht einordnen
sie gibt mir Luft, Nahrung, Raum
zu wachsen und reicher zu werden
so wie jeder neue Tag
eine Revolution entfaltet

etoilee



derUnbekannte Offline

Big Brother


Beiträge: 145

16.05.2002 21:56
#6 RE:Gioconda Belli Antworten



Ereignisse

Welle sein
schäumend im sanften
Murmeln deines Blutes

Dämmern am Rand deines Seins
kauern, das Haar zerfließend an deiner Schulter
gehalten vom Streicheln deiner Hand

Sprachlos flüstern
längstgesagter Worte
altbekannt seit der ersten Paarung
eines Mannes und einer Frau
die einer im anderen
die Welt entdecken.

Sanftes Tier sein
das dich sucht mit offenen Augen
und denkt das Leben ist schön
und stark und unerwartet neu.


derUnbekannte




etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 21:56
#7 RE:Gioconda Belli Antworten

Erfinden wir unsere eigene Sprache

Geliebter,
und uns werden die Augen groß:
Dinge sehen wir dann, die niemand sah,
Wege zwischen den Wolken,
lieder in den Weizenfeldern.
Unter die Röcke sehen wir dann dem Wind,
wie seine Lippen das Wasser küssen.
Wirgehen dann ungezwungen,
ohne Schuhe und nackt,
wie unsichtbare Geister.
Worte und Lachen malen wir dann
auf die Mauern in der Welt
während aus unseren Körpern die Liebe strömt,
sprudelnd,
glucksend,
plätschernd wie aus Brunnen.

etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 21:58
#8 RE:Gioconda Belli Antworten


Ein Rest der Angst

Ich möchte nich traurig sein.
Ich dürfte nicht heute
erste Nacht der Regenzeit
Trübsal blasen.

Wenigstens müßte ich begreifen
wo das Band riß
welche Chance vertan wurde
welcher der Deiche druchlässig wurde für die Tränen.

Es ist wahr, ich schlafe allein
es ist wahnr, ich hasse die einsamen Nächte
die gedachte Umarmung leer auf dem Lacken.
Doch du gingst nicht für immer.

Im Gegenteil:
aus der Ferne fürchte ich deine Stimme nicht mehr die Liebe zu nennen
sie zu buchstabieren in all ihren Tönen
es ja beschlossenen, wir erlebten die Stürme gemeinsam
in der kleinen Arche der Sintflut
du mit deinen Tieren
und ich den meinen
und diese Trennung ist nur Übergang
Zollformalität
und nicht die völlige Dürre der Wüste
nicht der eisige Atem der Einsamkeit.

Vielleicht ist darum die Traurigkeit
reine Verschwendung.
Und doch ist diese Zeit wie reife Frucht in meinen Händen
und die Tage füllen sich mir mit vielfarbigen Geweben
und ich lebe eine Spanne Zeit voll von mir selbst
und darin bist auch du.

etoilee

derUnbekannte Offline

Big Brother


Beiträge: 145

16.05.2002 21:58
#9 RE:Gioconda Belli Antworten


Diese Sehnsucht

Dieser Traum den ich lebe,
diese Sehnsucht mit Vor- und Zunamen
dieser Wirbelstrom, gefangen in meinen bebenden Knochen
der heulend seinen Weg durch mein Blut beklagt ...

Ich kann die Zeit nicht verlassen und ihre Verstecke,
das Tal meiner Tage
ist voll namenloser Schatten,
ich gehe in die Einsamkeit wie eine arme Seele
bar aller Vernunft,
Heldin verlorener Schlachten
und wasserloser Krüge.
Ich sinke ein in meinen Körper,
verblute mich in die Venen,
ich kämpfe gegen den Wind,
gegen die Haut, die an meiner klebt.

Was soll ich tun mit meinem Geisterschloß
mit den Sternschnuppen, die mich belagern
da die Sonne mich blendet
- ich sehe nur ihre gelbe Scheibe -
und ihr goldener Schweif mir die Hand leckt
mir die Nächte durchpflügt,
mich entlebt
und mir Unheil bringt ...

Ich werde mich den Wirbelstrümen ausliefern
und so weit fort wie möglich
dies brennende Licht durchqueren.
Ich komme um vor Kälte.

derUnbekannte



derUnbekannte Offline

Big Brother


Beiträge: 145

16.05.2002 22:01
#10 RE:Gioconda Belli Antworten

Kleide mich in Liebe
denn ich bin nackt,
bin unbewohnte Stadt,
benommen vom Lärmzitternd vom Zischern,
trockenes Blatt im März.

Umhülle mich mit Freude,
ich wurde nicht geboren, um traurig zu sein,
die Traurigkeit ist mir zu weit
wie ein fremdes Kleid.

Ich will wieder brennen,
den salzigen Geschmack der Tränen vergessen,
die Löcher in den Lilien,
die tote Schwalbe auf dem Balkon.

noch einmal mich wiegen im wehenden Wind
schäumende Welle
Meer über den Klippen meiner Kindheit
Sterne in den Händen
lachende Lampe auf dem Weg zum Spiegel
in dem ich mich wieder schaue
heilen Leibes
beschützt
an die Hand genommen
vom Licht
von grüner Wiese und Vulkanen
das Haar voller Spatzen
Schmetterlinge sprießen aus meinen Fingern
Luft nistet in den Zähnen
und kehrt zurück zur Ordnung
des Universums bewohnt von Zentauren.
kleide mich in Liebe
denn ich bin nackt.

derUnbekannte



etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

16.05.2002 22:02
#11 RE:Gioconda Belli Antworten



Und Gott machte eine Frau aus mir

Und Gott machte eine Frau aus mir,
mit langem Haar,
Augen,
Nase und Mund einer Frau.
Mit runden Hügeln
und Falten
und weichen Mulden,
höhlte mich innen aus
und machte mich zu einer Menschenwerkstatt.
Verflocht fein meine Nerven
und wog sorgsam
meine Hormone aus.
Mischte mein Blut
und goß es mir ein,
damit es meinen Körper
überall bewässere.
So entstanden die Gedanken,
die Träume,
die Instinkte.
All das schuf er behutsam
mit seinen Atemstößen
und seiner bohrenden Liebe,
die tausendundein Dinge, die mich täglich zur Frau machen,
derentwegen ich stolz
jeden Morgen erwache
und mein Geschlecht segne.

etoilee

etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

20.05.2002 02:05
#12 RE:Gioconda Belli Antworten
Liebe und Revolution

Gioconda Belli schreibt ihre Biografie als das Abenteuer einer Emanzipation


An literarischen Köpfen fehlte es der Revolution in Nicaragua nicht, damals vor zwei Jahrzehnten. Zu den bekanntesten Namen gehörten Gioconda Belli und Ernesto Cardenal. Sie galten als die poetischen Bannerträger im Befreiungskampf gegen die Diktatur Somozas. Anders aber als Cardenal, der religiös inspirierte Humanist, gab Gioconda Belli nicht nur ein ehrwürdiges, sondern wahrhaft aufregendes Bild ab: als Frau, Kämpferin, Poetin. Sie schrieb Verse, die eine weibliche Rundum-Perspektive eröffneten. Menstruation, Sex und Mutterschaft kamen darin genauso vor wie die aufrührerische Parteinahme fürs unterdrückte Volk. "Vaginalpoesie", lästerte man in den Bürgersalons von Managua. Doch die Dichterfreunde applaudierten. Die poetische Leistung war nicht ganz so groß wie die emanzipatorische, aber auf Letztere kam es der jungen Autorin ja hauptsächlich an.

Kein Wunder, dass sie den Damenkränzchen der Oberschicht ade sagte und sich als compañera auf die Seite der Guerilleros schlug, wo übrigens auch viele andere Frauen aktiv waren. Gioconda Belli allerdings taugte besonders gut zur lebenden Allegorie von Liebe und Revolution, ein Begriffspaar, das damals viele Herzen hoch schlagen ließ.

All das passiert noch einmal Revue in Die Verteidigung des Glücks, Gioconda Bellis Erinnerungen an Liebe und Krieg. Die Revolution ist heute fast vergessen, und ihr geliebtes Nicaragua nimmt im Hinterhof der USA wieder einen dunkleren Winkel ein. Ihre Poesie entlädt sich nicht mehr "wie ein Gewittersturm"; die Prosa hat an Raum gewonnen in mehreren Romanen, darunter Bewohnte Frau und Tochter des Vulkans. Trotzdem kann sie von einem interessanten, wechselhaften, engagierten, alles in allem geglückten Leben berichten - geglückt vor allem deshalb, weil sie sich darin als Akteurin behauptet hat.

Und so erzählt sie denn auch mit Schwung und Temperament frisch von der Leber weg. In der lateinamerikanischen Literatur läuft das unter dem Genre testimonio.

Das Ergebnis kann man als Bildungs-, aber auch Abenteuergeschichte einer weiblichen Emanzipation unter ungewöhnlichen historischen Bedingungen bezeichnen. Wobei es natürlich der politische Kampf ist, durch den auch alle privaten Turbulenzen, die Ehebrüche, Liebesaffären und Geburten, in ein dramatisches Licht gerückt werden. Diesem Kampf hat sich Belli mit einiger Konsequenz ausgesetzt. Die ganzen siebziger Jahre hindurch arbeitete sie insgeheim oder im Exil für die Frente Sandinista: logistisch, als Kurier, publizistisch. Nach dem Sieg der Sandinisten 1979 übernahm sie für kurze Zeit den Fernsehsender. Dann wechselte sie in den Stab eines der neun comandantes der Revolutionsregierung. Das geschah, wie sie gesteht, zunächst einmal aus Liebesgründen und dem archaischen Bedürfnis, sich dem stärksten Männchen der Horde anzuschließen. Derartige Einsichten erstaunen und erfreuen auch durch ihre uneitle Offenheit. Immerhin konnte sie so aus nächster Nähe verfolgen, wie sich nach dem Jubel der Befreiung bald wieder das "Ritual des Gefolges", also eine Verhärtung der Strukturen, durchsetzte, wozu auch die CIA mit ihrem "Krieg niedriger Intensität" beitrug.

Gioconda Belli hat viel zu erzählen, aber sie strebt keine historisch verbürgte Darstellung der Ereignisse an. Sie bewahrt durchweg ihre persönliche Sicht und breitet zudem viel anekdotischen Stoff aus. Sie berichtet von kuriosen Zusammenstößen mit Trujillo und Castro. Obwohl sie darin mit Verve auftritt, präsentiert sie sich keineswegs als eine Bestie der Leidenschaft, die im revolutionären Sturmlauf durch die Welt fegt. Gerade in den Auseinandersetzungen mit ungeliebten Ehemännern, mit der bürgerlichen Familie und in dem schmerzlichen Zwiespalt einer Mutter zwischen Kindern und politischem Engagement - in diesen zahlreichen Konflikten kommt eine einnehmend humane Gesinnung zur Geltung. So handelt Bellis Geschichte auch davon, wie Widersprüche und Differenzen auszuhalten sind.

Zu einem exzellenten Werk der Memoirenliteratur reicht es trotzdem nicht ganz. Manchmal formuliert die temperamentvolle Frau dermaßen glutäugig, als wolle sie sich selbst zum Klischee stilisieren. Dann müssen zur Selbstbeschreibung gleich die großen Elemente herhalten, Vulkane inklusive. Keine große Prosa also. Aber eine lebhafte, intelligente Stimme. Sie verbindet noch einmal die Erzählung von der Revolution, ihrem Gelingen und Verkümmern, mit den vielen kleinen Revolten einer persönlichen Emanzipation.

etoilee


etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

20.05.2002 02:13
#13 RE:Gioconda Belli Antworten



Dies ist die Geschichte von Sofia, einem Zigeunermädchen, das von ihren Eltern durch unglückliche Umstände in einem Dorf mitten in Nicaragua vergessen ging. Die innere Suche nach der Mutter beginnt. Mehrere Personen nehmen sich ihrer an, von denen ein Teil in Magie und Heilkunde gemäss der alten Tradition kundig ist. Schnell wird ihnen klar, dass dieses Kind ein schweres Schicksal, man könnte fast sagen Trauma, in sich trägt.

Don Ramón nimmt sie auf wie sein eigenes Kind. Von ihm wird sie später die Hacienda übernehmen. Sofia wird zu einer starken, eigenwilligen Frau. Bei der Heirat mit René zeigt sich dem ganzen Dorf diese Eigenwilligkeit und Stärke, was von nun an im Dorf zu Unruhe führt. Die Dorfbevölkerung spaltet sich. Die eine Seite orientiert sich an der katholischen Kirche und lebt den Machismo, die andere Seite beruft sich auf die alten Weisheiten des Ursprungs. Diese Spaltung spiegelt sich auch in der Ehe von Sofia und René wider. Schnell wird Sofia klar, dass sie nicht länger ihr Dasein unter dem patriarchalischen Mann fristen und schon gar nicht ein Kind mit ihm haben kann. So flieht sie in die Nacht hinaus, das Schicksal meint es gut mit ihr, Don Ramón stirbt in derselben Nacht, sie wird zur Herrin der Hacienda zusammen mit dem homosexuellen Neffen von Don Ramón und erreicht die Scheidung von René.

Mit der neu gewonnenen Freiheit blüht sie mit der Hacienda auf. Doch ihr Trauma ist nach wie vor präsent. Aus der unbeständigen Liebschaft mit dem Rechtsanwalt, der ihr bei der Scheidung geholfen hatte, kriegt sie eine Tochter. Ihre Feinde versuchen immer wieder, ihr das Leben schwer zu machen, doch ihre starken Freunde unterstützen sie bei ihrem Werdegang, auch mit Hilfe magischer Rituale. Eines Tages passiert etwas mit Sofias Tochter und es scheint, ihre eigene Geschichte würde sich an der eigenen Tochter wiederholen. Doch die Tochter hat eine Schlüsselstellung in der Auflösung von Sofias Trauma inne...


etoilee



etoilee Offline

Sternschnuppe


Beiträge: 934

25.05.2002 16:26
#14 RE:Gioconda Belli Antworten
Rückgabe


Gib mir mein Herz zurück, Reisender.
Du gehst - so sagst du mir -,
auf geflügeltem Pegasus wirst du dich entfernen
und wirst nur einsame Nächte zurücklassen.
Darum,
bevor du hinter des Weges Knick verschwindest,
mußt du das Herz mir wieder in die Brust setzen.
Wage nicht,
es im Gepäck versteckt mitzunehmen
von dem Wunsch verleitet,
es streicheln zu können
wenn du herausfindest,
du findest kein anderes
so rot,
so liebend,
so voller Lieder für dich.
Du mußt mir die rote Lampe wiedergeben
sie wird andere Wanderwege meiner Brust beleuchten.
Du mußt es mir schlagend lassen und gut eingepflanzt,
ein wenig krank vielleicht,
doch lebendig und auf Leben pochend.

Ich werde meine schmalen Füße in ein Tuch schlagen.
Ich gebe sie dir,
damit sie,
unruhig,
dir folgen,
damit sie dir meinen ganzen Körper zurückbringen
falls du einmal Tropen brauchst und Herz der Sonne
wenn Kälte und Neonlicht
wie feindliche Heere dich umzingeln.

etoilee


rubita Offline

Tanzmaus


Beiträge: 171

08.06.2002 22:10
#15 RE:Gioconda Belli Antworten
Wunderschöne Worte von dieser Frau... kennt ihr " In der Nacht stellt die Ehefrau einige Dinge klar" von Gioconda? ware Worte- haaach..

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