Brief an einen Freund
Du versuchst immer noch, ein Bild von dir
zu verwirklichen, von dem du weißt,
daß es dich nicht zeigt.
Viele haben mitgewirkt, dieses Bild zu entwerfen.
Eltern, Lehrer, Freunde, Bekannte, Medien, Werbung.
Wie lange schon versuchst du verbissen, dieses Bild
darzustellen, dem Entwurf gerecht zu werden!
Die Einsicht, die du im Innern spürst,
daß dieses Bild dir fremd ist, dir möglicherweise
überhaupt nicht gefällt, und die Erkenntnis,
daß du diesen ersten Entwurf nie ausfüllen wirst,
machen dir Angst.
Die, die ihre Träume (oder Verantwortungslosigkeiten)
in dir verweben, könnten dich zum
Versager stempeln.
Auch das macht dir Angst.
So bist du zu beschäftigt, zu verbergen,
wie du wirklich bist.
das verbraucht die Kraft, die du für deine Stärken,
deine Bestimmungen und deine Lüste brauchst.
Unsicherheit ist stets dein Begleiter. Und die Angst,
entdeckt zu werden in deinem falschen Spiel.
Du belügst sie alle und betrügst dich um dein Leben,
um deine Lebendigkeit.
Warum bist du so sicher, daß du als der,
der du wirklich bist, keinen Beifall erhältst.
Hast du es je versucht?
Glaub mir, es ist höchste Zeit,
dein eigenes Bild zu malen!
Fang endlich an! Mach den ersten Pinselstrich!
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