Ich denke, wenn Menschen wichtig sind, so sind das unsere Freunde. Leider ist es oft so, dass wahre Freundschaft erst nach Jahren erkennbar wird. Doch gibt es auch Ausnahmen, wie bei meinem Freund... ich nenne ihn mal dezent Prinz F. Als ich ihn kennenlernte, hielt ich ihn für einen abgrundtief schlechten Menschen. Wieder mal so eine Fehleinschätzung, die im Chat und über das Hören-Sagen leicht entsteht... Man sollte nicht vorschnell urteilen, wenn man die Motivationen nicht kennt. Wir machten uns gegenseitig verbal nieder und dachten nicht im Traum daran, uns persönlich kennenzulernen. Durch einen Zufall geschah das dann doch und als wir uns gegenüberstanden, herrschte nur eisiges Schweigen. Als ich dann aber sah, dass er eine wesentliche Leidenschaft mit mir teilte (--> Eistorten), legte sich die Negativ-Stimmung schnell. Nach vielen Stunden Unterhaltung, bemerkten wir, dass wir eigentlich aus dem gleichen Holz geschnitzt waren und unsere Anfeindung nur entstand, weil wir gleichermaßen vom Leben enttäuscht waren und diese "Leckt mich alle am Arsch" Einstellung hatten. Er und ich hatten einige geliebte Menschen auf verschiedenste Weise verloren und mussten einsehen, dass wir anderen vertrauten, die uns nur benutzten. So bauten wir unsere Schutzmauer immer höher auf und bissen deshalb ständig um uns. Wenn einem sowas passiert fühlt man sich absolut hilflos und es kommt auch irgendwann der Punkt, an dem Gespräche mit guten Freunden nichts mehr nützen, an dem man sich zurückzieht, wenn man in den Arm genommen wird und sogar anfängt, die, die einem helfen wollen wegzustoßen, bis man letztlich ganz allein da steht oder zumindest das Gefühl hat... Prinz F. und ich lernten uns in genau so einer "Lebensphase" kennen. Wir redeten viel über das, was in unserem Leben geschah, wie wir uns fühlten, wonach wir uns sehn(t)en... Es ist sehr schön Freunde zu haben, die für einen da sind, wenn man Probleme hat... es ist aber etwas ganz anderes, wenn man mit einem "Fremden" redet, von dem man weiss, er macht genau das selbe durch... Nach der Devise "geteiltes Leid ist halbes Leid" fingen wir bald an uns zusammenzuraufen und fanden auf einmal Lösungen für unsere Probleme, die uns im Vorfeld nie in den Sinn kamen. Wir machten uns gegenseitig Mut und stärkten unser Selbstvertrauen in jeder Beziehung. Er half mir, zwei geliebte Menschen wiedersehen zu können, von denen ich glaubte, nie wieder etwas von ihnen zu hören und ich unterstütze ihn darin, sich wieder mit seiner kleinen Familie zusammenzutun und sich einen etwas "legaleren" Freundeskreis zu suchen.. Er brachte mich zu etwas sehr wichtigem: Er lehrte mich, mir selbst zu vergeben.
Auch jetzt, wo wir unser Leben wieder geregelt haben und vom alten Pessimismus und den alten Zweifeln nichts mehr zu spüren ist (oder fast ) und er sich ins Ausland abgesetzt hat, versuchen wir noch immer in regem Kontakt zu bleiben. Es ist schön, einen so guten männlichen Freund zu haben, mit dem man vertrauensvoll umgehen kann und weiss, er lässt das nicht nur über sich ergehen, weil er einem an die Wäsche will... Ich danke ihm für all die Gespräche, die wir führten; die uns klar machten, wie schön das Leben sein kann, wenn man es selbst in die Hand nimmt und mit der richtigen Einstellung auf Probleme zugeht.
Ich weiss, dass er das hier lesen wird... also fühl dich von mir umarmt kleener Ossi.
Dein Beitrag hat mich zum nachdenken gebracht. Wahre Worte schreibst du hier:-)
Wahre Freundschaft, die will wachsen wie ein Baum, denn auch die schönsten Blumen leuchten nur einen kurzen Sommer lang. Erst wenn die Frucht sich in die Erde senkt, ein Sprößling Wurzeln schlägt, beginnt, was Dauer und kraft hat. In vielen Jahren wuchs uns so ein Baum, der allen Stürmen trotzt, und sein Stamm hat viele Zweige, starke Äste, die uns sicher tragen. Freundschaft hat alle Zeit der Welt, und irgendwann wächst sie bis in den Himmel.
Ich hatte mal einen Freund, er brachte mich oft zum lachen wir verstanden uns blind, machten die verrücktesten Sachen.
Er hatte immer ein offenes Ohr. Er musste mir keinen Rat geben, das Zuhören allein half und konnte meinen Groll beheben.
In vielen Sachen war er eine Hilfe, aber nicht nur für mich. Er war für jeden da bestimmt auch für dich.
Doch eines Tages machte er einen Fehler, er trank zu viel und setzte sich ans Steuer. Zwei Freunde gingen mit ihm ins Auto. Allen anderen war die Sache nicht geheuer.
Niemand hielt ihn davon ab, keiner sagte ein Wort. Dieses dumme Gewähren ist in meinen Augen wie Mord.
Sie hatten es nicht weit, und so fuhren sie in die Nacht. Er erwachte im Krankenhaus, hatte seine beiden Freunde aber nicht mitgebracht.
So lag er nun dort, in eigener Pein. Seine Familie war fort, denn Vergebung war für sie ein Fremdwort.
Ich ging oft zu ihm, doch er redete nicht. Er lag nur so da, blass war sein Gesicht.
Wie hätte er sich selbst verzeihen können, wenn seine Familie ihn fortstieß? Wenn die Welt gegen ihn war und ihn im Stich ließ.
Nach einigen Wochen das erste Gespräch, doch es war voller Schmerz. Worte über Reue, Gott und Tod. Von Wunden klaffend war sein Herz.
Eines Tages dann, ging ich zu ihm, doch sein Bett war leer. Ich wusste, was geschehen war, es zu erahnen, war nicht schwer.
Er ging aus eigenen Stücken, seine letzten Worte bekamen nun auch Sinn. Er sah den Tod nicht als Ende, sondern als Chance und Neubeginn.
Doch frage ich mich fast täglich, warum konnte ich ihm seinen Lebensmut nicht wiedergeben? Sollte eine gute Freundin das nicht können? Muss ICH jetzt als Schuldige leben?