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 Fantasieland
Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

29.07.2002 14:09
Märchen aus aller Welt ...... Antworten

Das 1te Märchen ( eine Erzählung aus dem Elsass ) widme ich Lucretia und es trägt den Titel ...

"Die verwunschene Mühle"

Eines Tages, an einem heißen Sommertag, saß eine Großmutter bei offenem Fenster. Als sie einmal aufsah und einen flüchtigen Blick auf die Straße warf, sah sie unter einem alten, abgetragenen Hut einen schneeweißen Kopf, der beständig hin und herwackelte. Einige Augenblicke später trat unter die offene Stubentür ein kleines, altes Männchen in einem alten, abgetragenen Anzug und mit krummgetretenen Schuhen, mit langem, weißem Haar und Bart. Seine Knie, seine Hände und sein Kopf schlotterten beständig hin und her, und nur mühsam schien es sich mit seinem Knotenstock aufrecht halten zu können.
Mit zitternder Stimme bat das Männchen um ein Stück Brot und ein Glas Wasser. Rasch eilte die Tochter in die Küche, um dem Armen, dem Hunger und Ermattung aus den Augen blickten, ein Stück Brot und ein Glas Wein zu holen. Hastig machte sich der Alte über sein Brot her, und im Handumdrehen war auch das letzte Krümchen verschwunden.

Dann wollte er trinken.
Rasch erhob sich eine der Frauen, um dem Alten das Glas an den Mund zu führen; aber er winkte ihr, sitzen zu bleiben. Dann brachte er aus der Tasche seiner abgetragenen Jacke einen Gänsefederkiel, den er nach einigen vergeblichen Versuchen in seinen Mund führte und mit den Zähnen festhielt. Er wandte seinen Kopf dem Glas zu und wackelte mit dem unteren Ende des Federkiels bald über, bald neben dem Glase herum; aber als es ihm endlich gelang, es in den Wein zu bringen, benützte es den günstigen Augenblick, und mit einem kräftigen Zuge war das halbe Glas geleert. "Ihr müsst schon alt sein" meinte die Großmutter. "So alt doch wohl nicht, als ihr vielleicht meint" entgegnete der Kleine "und ich will hoffen, dass ihr mindestens doppelt so alt werdet, als ich jetzt bin."

"Doppelt so alt!" lachten die anwesenden Mädchen "das wäre zwischen 160 und 18o Jahre; denn sicherlich seid ihr an die 8o!" "Nehmt den dritten Teil der ersten Zahl und ihr habt mein Alter genau, denn heute gerade bin ich 30 Jahre alt geworden." "Dreißig" sagte meine Großmutter. Sie konnte den Satz nicht vollenden, denn vor Staunen blieb ihr der Verstand stehen, und mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen sah sie den Zitternden an. Ihre beiden Hände, mit denen sie eben einen Faden hatte zwirbeln wollen, hielten mitten in der Arbeit ein und blieben vor Verwunderung ausgestreckt.
"Ja, dreißig Jahre bin ich heute alt geworden!" antwortete das Männchen wehmütig lächelnd. "In einem Lebensalter, wo andere erst in den Vollbesitz ihrer Kraft gelangen, bin ich ein elender gebrochener Greis! Aber kein Wunder, zu schwer drückt auf mich die Last dessen, was ich erlebt habe." "Oh, erzählt, erzählt!" riefen die Mädchen durcheinander "wir hören so gerne etwas Großes und Gruseliges. Es ist zu schön!"

Neugierig rückten die Mädchen zusammen und lauschten gespannt den Worten des Erzählers. Manche stach sich bei einer unwillkürlichen Bewegung ihrer Hand in die Finger, dass es blutete, aber sie merkte es nicht. Der Kleine begann: "Auch ich bin einmal ein junges fröhliches Blut gewesen wie ihr und euer Vater und Mutter werden mich noch so gekannt haben; denn es sind erst 17 Jahre her Am weißen Sonntag vor 17 Jahren galt ich nicht nur als einer der gesundesten und kräftigsten Knaben, sondern auch als einer der bravsten und hoffnungsvollsten unter allen. Als der Gottesdienst vorüber war, versammelte uns der Pfarrer vor dem Altar und sagte: "Liebe Kinder, wenn eins von euch oder mehrere ohne Sünde sind oder es zu sein glauben, so könntet ihr heute ein großes Werk tun und eine ganze Familie armer Seelen erlösen." Nach kurzer, aber ernstlicher Prüfung meldete ich mich mit einem Freund zu dem Werk, und der Pfarrer unterrichtete uns, was wir zu tun hatten. Ihr kennt wohl alle die Höhlen, die an der Seite der Felsen tief in das Innere des Berges gehen. Es ist dort nicht ganz geheuer, und besonders bei Nacht geht niemand gern dort vorbei. Mutige Männer, die sich hingewagt haben, sagen, dass man hinten Wasser rauschen höre, namentlich, wenn es vorher stark geregnet hat. Alsdann wollen auch einige ganz deutlich das Klappern einer Mühle gehört haben ... klipp klapp! klipp klapp ... Und deshalb nennt man die Höhle die mit der verwünschten Mühle. Dorthin wies uns der Pfarrer und sagte uns, wir sollten beide mit unseren Kerzen nur unbesorgt in das Innere der Höhle dringen, dort würden wir schon erfahren, was wir weiter zu tun hätten. Eine Gefahr wäre für uns nicht dabei, wenn wir vorsichtig wären. Die einzige Gefahr, die uns drohen könnte, wäre dadurch vollkommen ausgeschlossen, dass unsere Kerzen erlöschen würden, wenn wir nicht völlig für unsere Aufgabe gefeit wären.
Von Segenswünschen begleitet, machten wir uns unerschrocken auf den Weg. Beim Eingang in die Höhle zündeten wir unsere Kerzen an und gingen barfuss hinein.
Als wir eine Strecke in die Tiefe zurückgelegt hatten- denn der Weg senkte sich sehr bald stark nach unten ... erlosch plötzlich die Kerze meines Kameraden, während meine ruhig weiter brannte. Beschämt schlug mein bisheriger Begleiter den Rückweg ein, ich aber ging auf dem einmal betretenen Weg weiter. Bald hörte ich das Rauschen des Wassers, erst von ferne, dann aber näher und immer näher. jetzt konnte ich das Klappern der Mühle unterscheiden. Immer lauter und lauter klang es ... klipp klapp! klipp klapp! ... Und als ich um die Ecke des Weges bog, sah ich auf einmal vor mir eine weite Öffnung, die zu einem Stück Feld führte, das von einem sanften Schimmer erhellt war.
Rasch durchmaß ich die wenigen Schritte, die mich von der Lichtung trennten, und ich befand mich an dem Ufer eines silberhellen Baches, der an der Felsenöffnung vorbei zu der Mühle rauschte, deren Klappern ich schon lange gehört hatte. Am anderen Ufer des Baches standen eine Anzahl Leute, die auf meine Ankunft vorbereitet schienen und mich hier erwarteten. Es war der Müller, die Müllerin, ihr Sohn, ihre Tochter und der Knecht.
Die Tochter, ein bildhübsches Mädchen von etwa 18 Jahren ( denn die Gebannten altern nicht ) winkte mir freundlich, hinüberzukommen, und zeigte mir an der rechten Seite einen Steg, der mir bisher durch einen Felsvorsprung verborgen war. Als ich glücklich bei der Müllersfamilie angekommen war, begrüßten sie mich alle herzlich und hocherfreut als den langersehnten Erretter. "Sei uns herzlich willkommen!" sprach das Mädchen mit leuchtenden Augen. "Das Schwerste hast du überstanden, und deinem Herzen wird hoffentlich auch der Rest gelingen; denn es ist keine Gefahr für dich dabei, wenn du unerschrocken und standhaft bleibst." "Aber komm" sagte die Müllerin "du wirst müde und hungrig sein von dem mühsamen Weg. Stärke dich mit Speise und Trank und durch Schlaf, denn du hast noch lange Zeit bis zur Geisterstunde, für die du ja alle deine Kraft und Entschlossenheit brauchst." Damit führten sie mich in die Mühle und durch die Küche in die Wohnstube. Ich musste auf einem großen Ledersessel Platz nehmen, und dann trug man mir Essen auf, lauter feine und köstliche Sachen, wie ich sie vordem noch nicht gegessen hatte und leider auch bis an mein Ende nicht mehr zu essen bekommen werde.
Alle Teller und Schüsseln waren von reinem blinkenden Zinn oder Kupfer und wie der ganze Hausrat in der Stube von einer eigentümlichen schönen Form, wie ich sie sonst nicht mehr gesehen habe. Als ich gegessen hatte, öffnete der Müller einen sonderbar geformten, staubigen Krug, der vor ihm gestanden hatte, und schenkte mir einen schönen, silbernen Becher voll Wein, auf dem allerlei schöne Figuren standen und der innen golden war. Ein süßer, würziger Duft verbreitete sich durch die ganze Stube, aber noch süßer und würziger war der Geschmack des Weines, und ein sanftes Wohlbehagen durchströmte alle meine Glieder, als ich davon getrunken hatte, aber ich wurde müde, dass ich meine Augen nicht mehr offen halten konnte. Freundlich nahm mich die Müllerin bei der Hand und führte mich in ein anderes Gemach, das ebenso eigentümlich wie kostbarer ausgerüstet war als die große Stube. Dort bettete mich die Müllerin, auf ein weiches Polster und breitete eine warme Decke über meine Füße, und ich schlief ein.
Als ich wieder erwachte, stand das junge Mädchen an meinem Lager, sah mich freundlich an und sagte: "Steh auf, mein junger Freund, die Stunde ist gekommen." Sie entzündete meine Kerze und führte mich durch verschiedene Gänge und Treppen in ein großes dunkles Gemach. In dem befand sich nichts als ein großer, eiserner Trog. "Dieser Trog" begann meine junge Begleiterin "ist voll Gold. Alles gehört dir, wenn du treu und standhaft bleibst!"
Dann belehrte sie mich, was ich zu tun und zu erwarten hätte:
"Hier, nimm diesen Schlüssel und stecke ihn in das Schlüsselloch des Troges. Ich muss dich dann allein lassen. Es werden allerlei spukhafte und schreckliche Gestalten kommen und ihr Wesen mit dir treiben wollen, sei unverzagt! Sie haben trotz aller Drohung keine Gewalt über dich, wenn dein Herz rein bleibt. Eine kurze Stunde, und der Spuk ist auf ewig gebannt. Halte an dem Schlüssel fest, was auch kommen mag! Und wenn die Glocke die Mitternachtsstunde anzeigt, dann dreh deinen Schlüssel im Schloss um, und beim 12. Schlag heb den Deckel auf; alle Schätze, welche der Trog enthält, sind dann dein!"
"Aber" entgegnete ich "muss ich denn die ganze Stunde allein hier bleiben? Könnte ich nicht erst kurz vor Mitternacht wieder zurückkommen und den Trog öffnen?" "Nein!" entgegnete sie "denn wenn die Geister in der Mitternachtsstunde kommen, ist ihr Erstes, dass sie den Schlüssel wegnehmen und das Schlüsselloch des Troges verstopfen. Aber horch! Eben hat die Uhr geschlagen, in wenigen Augenblicken erscheinen die Unholde. Sei standhaft, mein Freund!"
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ich war allein. Da schlug es zum elften Mal. Dumpf und schauerlich hallten die langsamen Schläge durch den öden, unheimlichen Raum nach. Ich sprach ein Stoßgebet und harrte mit Spannung der Dinge, die da kommen sollten. Meine Kerze brannte in ruhiger Flamme. Plötzlich huschte es durch das Zimmer, als ob Nachtfalter wach geworden wären; hinter mir rauschte und raschelte es wie von Mäusen und Ratten. Ich hielt meinen Schlüssel krampfhaft fest und meine Kerze brannte ruhig weiter. Jetzt fuhr mir etwas mit unheimlichen Flügeln über das Gesicht. Es war eine riesengroße Speckmaus mit großen Krallen und einem Gesicht wie ein Totenkopf. Ich rührte mich nicht, und meine Kerze brannte ruhig weiter.
Immer größer und schrecklicher wurden die unheimlichen Gestalten, immer zudringlicher schwirrten sie um meinen Kopf, immer drohender schwangen sie ihre scharfen Krallen unmittelbar vor meinen Augen, aber das Licht meiner Kerze vermieden sie ängstlich. Da kam ein großes Gespenst, gleich einer riesigen schwarzen Katze, mit Flügeln und feurigen Augen, glühenden Krallen und Zähnen. Das kam langsam heran und wollte mich fauchend und speiend von dem Trog wegdrängen. Ich schauderte, meine Haare standen zu Berge, aber ich hielt meinen Schlüssel fest, und meine Kerze brannte ruhig weiter.
Bis dahin waren die bösen Geister stumm gewesen, jetzt aber begannen sie einen ohrenzerreißenden Lärm; immer dichter umschwärmten sie mich, ich fühlte ihren heißen Atem in meinen Ohren, die Hitze ihrer Krallen in meinen geblendeten Augen, aber nichts konnte mir den Schlüssel entwinden, und meine Kerze brannte ruhig weiter. Da kroch auf einmal eine unförmige Masse aus der Tiefe und setzte sich mir gerade gegenüber auf den Deckel des eisernen Troges. Es war eine große Kröte. Grün und gelb leuchtete jede Warze ihrer runzligen Haut. Mit stieren Augen glotzte sie mich an. Plötzlich richtete sie sich auf, und mit ihrer ganzen Kraft spie sie all ihr Gift und Geifer über mich. Schaudernd spürte ich die Tropfen des Giftes gleich glühendem Metall über meinen Körper hinabrieseln; aber ich blieb fest und standhaft, und meine Kerze brannte ruhig weiter.
Da ertönte der erste Schlag der Mitternachtsstunde, und die Kröte verschwand! Froh, die schwere Probe glücklich überstanden zu haben, begann ich, meinen Schlüssel im Loch zu drehen, um beim zwölften Schlag den Deckel sofort aufheben zu können.
Dabei dachte ich mir: "Nun ist all das Gold in diesem Trog dein! Du brauchst dich dein Leben lang nicht zu plagen wie die anderen armen Schlucker, alle Zeit kannst du ein lustiges, fröhliches Leben führen und die anderen für dich arbeiten ... "
Noch hatte ich meinen Gedanken nicht ausgedacht, da fuhr mir ein gewaltiger Stoß vor die Brust, dass ich betäubt auf den Boden sank, und meine Kerze erlosch! ...
Als ich aus schwerer Betäubung erwachte, stand das junge Mädchen neben mir und sah mich tieftraurig an. "0 mein Freund, warum hast du das getan? Noch im letzten Augenblick hast du dein Herz unrechten Gedanken geöffnet und uns damit auf weitere 100 Jahre in den Bann zurückgestoßen, dich selbst aber um dein Heil und auf der Erde um Ruhe gebracht!" Jetzt erst bemerkte ich, dass ich den Schlüssel, an dem aber der Bart im Schloss abgebrochen war, krampfhaft in der Hand hielt, meine Kerze aber lag neben mir, in 1000 Stücke zersplittert. Mitleidig begann das schöne Mädchen wieder: "Ich will wenigstens die schlimmsten Folgen des Krötengiftes von deinem Körper wischen, wenn ich sie auch nicht ganz vertilgen kann, du wirst schwer genug an dem zu tragen haben, was bleibt, Wenn du standhaft geblieben wärst bis ans Ende, so wäre auch das Gift spurlos an deinem Körper herab geglitten. Aber nun komm! Der neue Morgen darf dich nicht mehr bei uns treffen."
Hierauf nahm sie mich bei der Hand, führte mich zum Bach zurück, ließ mich über die Brücke gehen und zeigte mir den Eingang zum Weg nach oben. Seufzend suchte ich, den steilen Pfad hinauf zuklimmen. Oft stieß ich im Finstern meinen Kopf an einen harten Felsen, oft glitschte mein Fuß auf dem feuchten Boden aus. Immer schwerer wurde mein Atem, immer unsicherer mein Schritt. Endlich, endlich sah ich vor mir einen hellen Punkt. Es war das Tageslicht! Mit den letzten Kräften schleppte ich meinen müden Leib nach oben und sank an der Mündung der Höhle ohnmächtig ins Gras.
Als ich erwachte, fühlte ich mich nur wenig gestärkt.
Mühsam schleppte ich mich auf dem Weg nach Haus zurück. Die Leute, denen ich begegnete, sahen mich mit verwunderten Blicken an, und wenn ich einen von ihnen mit Namen anrief, sagte jeder: "Woher kennt ihr meinen Namen? Euch habe ich, noch nie gesehen!"
Ich ging in das Haus meiner Eltern; alle sahen fremd auf den Eindringling und mein Vater wollte mir die Tür weisen: "Ei Vater! Kennt ihr mich denn nicht mehr?" rief ich in heller Angst "ich bin euer Sohn!" Da lachte er bitter: "Ihr mein Sohn? Mein Sohn ist ein schöner, braver, junger Bub. Er kommt morgen in einer goldenen Kutsche. Ihr aber seid ein alter elender Lump. Macht, dass ihr aus der Stube kommt, sonst rufe ich den Gendarm!" "Ich ein alter Lump?" rief ich voll Entsetzen und trat an den Spiegel.
Aber ich kannte das Gesicht nicht, das mir entgegen grinste. Meine Wangen waren eingesunken, meine Haut runzlig und aschfahl geworden und mein Haar und meine Augenbrauen weiß wie Schnee! Traurig schlich ich aus meines Vaters Haus. Meine Mutter schenkte mir aus Mitleid mit dem Alten, dem Gott den Verstand verrückt, eine harte Brotkruste und ging ungerührt ihrer Arbeit nach."

So endete des alten Männlein Bericht. Zitternd erhob es sich und nahm den Stab, der an die Wand gelehnt war. Mit freundlichem Nicken verabschiedete es sich von den Mädchen, die in tiefer Bewegung über sein trauriges Geschick keine Worte finden konnten, und ging mit zitternden Schritten zur Tür hinaus. Dann sah ihn die Großmutter von ihrem Platz am Fenster aus schlotternden Ganges durch die Gassen schreiten, bis er in Richtung der Höhle mit der verwünschten Mühle ihren Blicken entschwand. Es war das letzte Mal, dass man das kleine Männchen gesehen hat.....



3 Dinge bringt dir selbst der Zauber der Elfqueen nicht zurück! Das gesprochene Wort... Die verschwendete Zeit... Den verlorenen Traum!

Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

29.07.2002 14:17
#2 RE:Märchen aus aller Welt ...... Antworten

Die nachfolgende Geschichte ist ein afrikanisches Märchen und es trägt den Titel ...

"Der Jäger, der seine Frauen ungleich behandelte"

Es war einmal ein Jäger, der war zu seiner Zeit und in seinem Land der berühmteste aller Jäger, denn er hatte nie auf Kosten der kleinen und schwachen Tiere gejagt, und er verstand es, im Wald immer auf große und starke Opfer zu stoßen. Deshalb kannten ihn auch alle Tiere des Waldes.
In seinem Haus lebte er mit zwei Hunden, die er Kitimiri und Duramani nannte; und er hatte zwei Frauen, aber die erste Frau war seine Lieblingsfrau. Die zweite fühlte sich zu wenig geliebt und unrecht behandelt. Deshalb war sie selten zu Hause.
Eines Tages wollte die zweite Frau ihm eine Lektion erteilen. Sie hatte Böses im Sinn, denn sie ging in den Wald und verbündete sich mit den größten Tieren: mit den Panthern, Löwen, Tigern, Wölfen und Elefanten. Danach täuschte sie ihren Mann, indem sie vorgab, seine beiden Hunde seien krank. In Wirklichkeit hatte sie die Tiere zwei Tage lang ohne Futter eingesperrt.

Der Jäger glaubte, dass seine Hunde krank seien. Und er ließ sein Gewehr zu Hause, als er sich zu einem Ausflug in den Wald begab. Entgegen seiner Gewohnheit blieb er immer auf dem Waldweg, denn er wollte möglichst keinem wilden Tier begegnen. Nach zwei Stunden kletterte er auf einen Baum, machte es sich auf einem großen Ast gemütlich und fing an zu singen. Das hörte ein Tiger, der sich ganz unbemerkt heranschlich. Als er gesehen hatte, dass es der Jäger war, mit dessen zweiter Frau sich die wilden Tiere verbündet hatten, eilte er zu seinen Tigerkollegen, um sie zu informieren. Unterwegs traf er zuerst den Panther und dann den Wolf.
Sobald der Wolf von dem Jäger gehört hatte, rief er mit seiner scharfen Stimme in den Wald hinein nach den Tieren. Zehn Minuten später waren alle Tiere, mit denen sich die Frau verbündet hatte, versammelt. Unter dem Kommando des Tigers rückten sie gegen den Jäger vor, der immer noch auf dem Baum saß.
Als der Jäger das erste Tier erblickte, war es für ihn zu spät, um zu fliehen. Da er keine Waffe und auch seine Jagdhunde nicht dabei hatte, blieb ihm nur seine Stimme, um Hilfe zu rufen. Er rief seine beiden Hunde mit einem Gesang, der so klang: "Kitimiri, yo! Duramani, yo! "Kitimiri, yo! Duramani yo! Die wilden Tiere töten mich, Durumani, yo! Die Tiger töten mich, Durumani, yo! Die Löwen töten mich, Duramani y! Kitimiri! Durumani! Yo, yo! Durumani!"

Sein Rufen wurde von den Affen gehört, die sogleich loseilten, um die wilden Tieren zu unterstützen, denn die Affen können besonders gut klettern.
Der Ort des Geschehens war sieben Kilometer vom Dorf entfernt. Als die Hunde die rufende Stimme ihres Herrn hörten, waren sie in ihrer Hütte eingesperrt, und es war niemand da, der sie hätte befreien können.
Inzwischen hatten sich die wilden Tiere unter dem Baum versammelt. Die einen kletterten am Baum in die Höhe, die anderen machten sich über die Wurzeln des Baumes her, um ihn zu fällen. Mit ihren scharfen Zähnen war es ihnen schon bald gelungen, die äußeren Wurzeln zu durchtrennen. Dann kam die Hauptwurzel an die Reihe.
Immer noch waren die Hunde des Jägers in der Hütte gefangen. Doch die Lieblingsfrau des Jägers kam gerade nach Hause und hörte das Bellen der Hunde. Als sie sah, dass ihr Mann nicht zu Hause war, verstand sie sofort, dass die Hunde ihrem Mann zu Hilfe eilen wollten. Sie öffnete ihnen das Tor und ließ sie hinaus. Obwohl sie vom Hunger geschwächt waren, rasten sie so schnell sie konnten den bekannten Waldweg entlang, um ihrem Herrn zu helfen.

Sie kamen gerade rechtzeitig bei ihrem Herrn an, denn es fehlte nur noch wenig, und der Baum wäre gefällt worden. Wütend stürzten sie sich auf die bösenTiere und bissen, was sie zu fassen kriegten. Unter lautem Bellen verjagten sie die großen Tiere, den Tiger, den Elefanten und den Panther, bis sie endlich ihren Herrn befreit hatten.
Der Jäger kam vom Baum herunter, dankte seinen treuen Hunden für die Errettung vor dem Tode und ging mit ihnen zum Dorf zurück. Dort erklärte er seiner Familie, was ihm im Walde widerfahren war.

Die zweite Frau sagte daraufhin: "Es hat noch gar nicht angefangen mit den Angriffen gegen dich! Solange Du mich in Deinem Hause nicht genügend anerkennst und gleichberechtigt behandelst, wirst du von allen Tieren bedroht bleiben!"

Da verstand der Jäger, dass jeder Mensch frei ist, sein Recht zu verteidigen. Von diesem Tage an behandelte er seine beiden Frauen gleich......



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Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

30.07.2002 15:26
#3 RE:Märchen aus aller Welt ...... Antworten

Das nachfolgende Eskimo-Märchen widme ich meinem schwarz gefiederten Freund ;-) und es trägt den Titel...

"Wie der Rabe das Licht brachte"

In den ersten Tagen spendeten, wie jetzt, Sonne und Mond das Licht. Dann aber wurden Sonne und Mond weggenommen und die Menschen blieben auf Erden lange Zeit ohne jedes andere Licht als den Schimmer der Sterne. Ohne jeden Erfolg machten die Zauberer ihre größten Kunststücke, und die Finsternis hielt an.

In einem Dorf am unteren Yukon lebte ein Waisenknabe, der immer mit den Dienstleuten auf der Bank beim Hauseingang saß. Die anderen Leute hielten ihn für närrisch. Jedermann verachtete und mißhandelte ihn. Nachdem sich die Zauberer furchtbar, aber ohne Erfolg, angestrengt hatten, Sonne und Mond zurückzuschaffen, verspottete sie der Knabe und sagte: "Was für feine Zauberer müßt ihr doch sein, da ihr nicht einmal imstande seid, das Licht wieder herbeizuschaffen, wenn sogar ich das tun kann." Darauf wurden die Zauberer sehr ärgerlich, prügelten ihn und warfen ihn aus dem Haus heraus. Der arme Waisenknabe war wie jeder andere Knabe, aber wenn er ein schwarzes Kleid, das er hatte, anzog, wurde er in einen Raben verwandelt und blieb ein solcher, bis er das Kleid wieder auszog.

Nachdem die Zauberer den Knaben aus dem Haus geworfen hatten, ging er im selben Dorf ins Haus seiner Tante und erzählte ihr, was er ihnen gesagt und wie sie ihn geschlagen und hinausgeworfen haben. Dann bat er sie, ihm doch zu sagen, wo die Sonne und der Mond hingekommen seien, denn er wolle ihnen nachgehen. Sie behauptete, nicht zu wissen, wo sie versteckt wären, aber der Knabe sagte: "Nach deinem fein genähten Kleid zu schließen, weißt du sicher, wo sie sind, denn du hättest nie genug sehen können, es so zu nähen, wenn du nicht wußtest, wo das Licht ist." Nach langem hin und her überredete er endlich seine Tante und sie sagte ihm: "Gut, wenn du das Licht finden willst, mußt du deine Schneeschuhe nehmen und weit nach Süden gehen zu einem Platz, den du schon erkennen wirst, wenn du dort bist."

Der Rabenbknabe nahm sofort seine Schneeschuhe und brach nach Süden auf. Viele Tage wanderte er, und die Finsternis blieb immer gleich. Nachdem er schon einen weiten Weg zurückgelegt hatte, sah er weit vor sich einen Lichtblitz, was ihn sehr ermutigte. Als er weitereilte, leuchtete das Licht wieder heller auf als vorher, und dann verschwand und erschien es abwechselnd. Schließlich kam er an einen großen Hügel, dessen eine Seite in vollem Licht stand, während die andere in finstere Nacht getaucht schien. Vor sich, hart am Hügel, bemerkte der Knabe eine Hütte und in ihrer Nähe einen Mann, der von ihrer Vorderseite Schnee wegschaufelte.

Der Mann warf den Schnee hoch in die Luft, und so oft er das tat, verdunkelte sich das Licht, so entstand der Wechsel von Licht und Dunkelheit, den der Knabe beim Herannahen gesehen hatte. Dicht hinter dem Haus sah er das Licht, das zu suchen er ausgegangen war, wie einen großen Feuerball. Da blieb der Knabe stehen und überlegte, wie er das Licht und des Mannes Schaufel erlangen könnte. Nach einiger Zeit ging er zu dem Mann hin und sagte: "Warum wirst du den Schnee in die Luft und nimmst unserem Dorf das Licht?" Der Mann hielt inne, sah auf und antwortete:" Ich räume nur den Schnee vor meiner Türe weg, ich entziehe kein Licht. Aber wer bist du und von wo kommst du?" "Es ist so finster in unserem Dorf, daß ich dort nicht leben will und so bin ich gekommen, um bei dir zu bleiben" sagte der Knabe. "Was? Für immer?" fragte der Mann. "Ja!" antwortete der Knabe. Darauf der Mann: "Also gut, komme mit mir ins Haus." Er steckte die Schaufel in den Boden und gebückt ging er durch den unterirdischen Eingang voran ins Haus und ließ, nachdem er hindurchgegangen war, in der Meinung, der Knabe sei hinter ihm, den Vorhang vor der Tür herunterfallen.

Im Augenblick, als hinter dem Mann, der eingetreten war, die Türklappe herunterfiel, packte der Knabe den Feuerball und steckte ihn in die Außenfalte seines Pelzes; dann nahm er noch die Schaufel in die Hand und lief nach Norden weg und rannte so lange, bis seine Füße müde waren. Dann erinnerte er sich seines Zaubergewandes, verwandelte sich in einen Raben und flog, so rasch ihn seine Flügel nur trugen, davon. Hinter sich hörte er das entsetzliche Gekeif und Geschrei des Mannes, der ihm rasch folgte. Als der alte Mann merkte, daß er den Raben nicht einholen konnte, schrie er: "Zum Donnerwetter! behalte meinetwegen das Licht, aber gib mir meine Schaufel wieder!" Darauf antwortete der Knabe: "Nein, du hast unser Dorf ganz verfinstert und sollst daher auch deine Schaufel nicht haben." Der Rabe flog weiter und ließ ihn zurück. Auf seinem Heimweg brach der Rabe ein Stück vom Licht ab und warf es aus und so wurde es wieder Tag. Dann zog er wieder lange Zeit im Dunkeln weiter, warf dann wieder ein Stück Licht weg, es wrude wieder Tag. So tat er abwechselnd, bis er in seinem Heimatdorf vor dem Haus anlangte, wo er das letzte Stück wegwarf. Dann betrat er das Haus und sagte: "Also, ihr unnützen Zauberer, ihr seht jetzt, daß ich das Licht zurückgebracht habe, und es wird von nun an hell sein und dann wieder dunkel: Tag und Nacht." Die Zauberer konnten ihm nichts anfworten. Daraufhin ging er aufs Eis, denn sein Haus lag an der Küste, und ein großer Wind kam auf und trieb ihn mit dem Eis über die See zum Land an der jenseitigen Küste. Dort fand er ein Dorf, nahm aus seiner Bewohnerschaft eine Frau und lebte mit ihren Leuten, bis er drei Töchter und vier Söhne hatte. Mit der Zeit wurde er sehr alt und erzählte seinen Kindern, wie er ins Land gekommen und, nachdem er ihnen aufgetragen, wieder in jenes Land zu ziehen, woher er gekommen, starb er.

Die Kinder des Raben zogen fort, wie er ihnen aufgetragen und gelangten schließlich in ihres Vaters Land. Dort wurden sie in Raben verwandelt und ihre Nachkömmlinge verlernten, wie sie sich in Menschen verwandeln könnten. So gibt es bis zum heutigen Tag Raben. Im Dorf des Raben folgen Tag und Nacht einander, wie er gesagt hatte, daß es geschehen werde und die Länge der einzelnen blieb ungleich, da der Rabe, manchmal lange Zeit ohne Licht auszuwerfen gewandert war, und dann wieder in kürzeren Zwischenräumen das Licht ausgeworfen hatte, so daß die Nächte sehr kurz waren. So ist es bis heute geblieben.......


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Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

30.07.2002 15:49
#4 RE:Märchen aus aller Welt ...... Antworten

Beim nächsten Märchen handelt es sich um eine indianische Erzählung mit dem Titel...

"Der Welpe und der Wolf"

In der Frühe kam die Indianerfrau aus ihrem Zelt gelaufen, raufte sich die Haare und rief: "So ein Unglück! Der graue Wolf hat meinen Mann erwürgt." Die Jäger liefen herbei, aber den Toten konnten sie nicht wieder zum Leben erwecken. "Dort läuft er!" rief der Jäger Bärentatze und er zeigte zum Wald hin.
Ein grauer Wolf, groß wie ein Kalb, verschwand im Dickicht.
In der kommenden Nacht schlich der graue Wolf wieder ins Dorf, erwürgte zwei Männer und verschwand. Die dritte Nacht kostete drei Dorfbewohner das Leben. "Wir müssen in den Wald gehen und den Wolf toten", entschied der Häuptling und schickte vier Jäger aus. Aber keiner kehrte von der Jagd zurück. Also schickte der Häuptling fünf Männer in den Wald, doch auch sie kamen nicht wieder.
Da ließ der Häuptling überall verkünden, was geschehen war und bat um Hilfe.
Als erster kam ein Engländer ins Dorf....
Er trug kurze Hosen und ein langes Gewehr. "Ich werde den Wolf erschießen" brüstete er sich "am Abend bringe ich euch sein Fell. Aber zuerst will ich noch Tee trinken, um mich für die Jagd zu stärken." Er setzte sich ans Feuer und kochte in einem kleinen Kessel Wasser. Als er aber gemächlich den heißen Tee schlürfte, schlich sich aus dem Dickicht der graue Wolf heran und erwürgte den Engländer.

Am nächsten Tag kam ein Deutscher ins Dorf geritten. "Zuerst muss ich in den Büchern studieren, wie man Wölfe jagt" sagte der Deutsche, setzte sich unter einen großen Eichenbaum, zog drei dicke Bücher aus dem Rucksack und blätterte darin. Aus dem Dickicht schlich der graue Wolf heran und erwürgte den Deutschen.

Am dritten Tag erschienen in einer eleganten Kutsche zwei Franzosen. Sie setzten sich nahe an das Dickicht, aus dem der Wolf aufzutauchen pflegte, tranken Wein und warteten. Endlich blitzten im Walddunkel die Augen des Wolfs. Der eine Franzose hob das Gewehr und zielte. Dann senkte er es aber wieder, reichte es dem andern Franzosen und sagte höflich: "Nach Ihnen, mein Herr." Ehe der andere Franzose zielen konnte, sprang der graue Wolf aus dem Gebüsch und erwürgte beide Jäger.

Ein paar Tage später kamen drei Amerikaner ins Dorf. Sie hatten schöne glänzende Gewehre und die Jagdtaschen voll mit Beefsteaks. Sie brieten das Fleisch am Rost, aßen und tranken Milchkaffee und begannen langsam damit, ihre Gewehre zu putzen und mit Leinöl zu schmieren. Inzwischen hatte sich leise der graue Wolf aus dem Dickicht herangeschlichen. Er erwürgte die drei Amerikaner, noch ehe sie ihre Gewehre laden konnten.

Unten im Tal pflückten mexikanische Tagelöhner auf einer Plantage die Baumwolle. Mit ihnen arbeitete auch ein kleiner Junge, den sie Welpe nannten. Die Tagelöhner sprachen bei der Arbeit über den grauen Wolf und Welpe hörte aufmerksam zu. Er warf den Leinensack mit den Baumwollkapseln hin und sagte: "Ich werde den Wolf töten."
Alle lachten ihn aus..
"Das schlag dir aus dem Kopf, Junge, dem Wolf konnte nicht einmal der Engländer beikommen, der hat auch den Deutschen, die Franzosen und die Amerikaner erwürgt. Und du hast noch nicht einmal ein Gewehr!" Aber Welpe ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen und machte sich sofort auf den Weg ins Indianerdorf. Er nahm nichts anderes mit als drei Spiegel. Einen großen, einen kleineren und einen ganz kleinen. Als er das Dorf erreicht hatte, fragte er, von wo sich der graue Wolf denn heranschleiche.
Die Jäger zeigten zum Wald hin und bedauerten den Jungen, der sein junges Leben so nutzlos aufs Spiel setzte.

Welpe zog den größten Spiegel aus dem Sack, lehnte ihn an einen Baum und verbarg sich hinter einem Stein. Nach einer Weile schlich der graue Wolf aus dem Wald heran und sah sich im Spiegel. Ich wusste gar nicht, dass ich so groß bin. Da brauche ich ja den stärksten Feind nicht zu fürchten. Und gleich rannte er ins Dorf und erwürgte zwei Pferde. Der Häuptling war böse und sagte zu Welpe: "Du hast uns wahrhaftig gut geholfen." Welpe beschwichtigte den Häuptling: "Habt Geduld ! Ihr werdet es sehen, ich töte den Wolf."

Am nächsten Tag ging der Mexikanerjunge wieder in die Nähe des Waldes, zog den kleineren Spiegel aus dem Sack und lehnte ihn an einen Baum. Der graue Wolf kam aus dem Dickicht hervor und schritt geradewegs auf den Spiegel zu. Er schaute hinein und brummte: "Wie sonderbar! Gestern war ich so groß, dass ich nicht davor zurückschreckte, zwei Pferde zu erwürgen. Wieso bin ich nur über Nacht kleiner geworden? Ob ich mich vielleicht zu sehr angestrengt habe? Ob zwei Pferde einfach zuviel für mich sind?"
Und der graue Wolf schlich ins Dorf und erwürgte ein Fohlen.
Dieses Mal machte der Häuptling Welpe keinen Vorwurf. Vielleicht hatte der Junge doch mehr Verstand im Kopf als man dachte.

Am anderen Tag begab sich Welpe zum dritten Mal in die Nähe des Waldes. Aus dem Sack zog er den ganz kleinen Spiegel, lehnte ihn an einen Baum und versteckte sich hinter einem Stein. Nicht lange danach kam der Wolf aus dem Wald hervor und lief geradewegs zu dem Spiegelchen. Kaum hatte er hineingeschaut, begann er zu jammern: "Oh, dies ist mein Ende! Ich habe mich über Nacht in ein Wolfsjunges verwandelt. Nur schnell weg von hier, sonst fangen mich noch die Jäger und ziehen mir das Fell über die Ohren." Und der Wolf zog den Schwanz zwischen die Hinterbeine und flüchtete in den Wald.

Welpe, der Mexikanerjunge, wurde von dem Häuptling ins Indianerdorf geführt. Dort bewirtete man ihn reichlich und schenkte ihm das schönste Pferd und einen Hut mit einer breiten Krempe dazu...........


3 Dinge bringt dir selbst der Zauber der Elfqueen nicht zurück! Das gesprochene Wort... Die verschwendete Zeit... Den verlorenen Traum!

Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

02.08.2002 11:47
#5 RE:Märchen aus aller Welt ...... Antworten

Die nächste Geschichte ist ein Märchen aus Ungarn und trägt den Titel...

"Die Wassermelone"

Hier in der Gemeinde Szamosszeg gab es einen fleißigen Bauern, der plagte sich mit hundertfünfzig Joch Land ab. Aber das Land des Bauern war mager. Schließlich überlegte er sich, was er damit machen könnte. Er hieß der alte János Filep. Er sprach: "Jetzt habe ich auf dem Vágás einen großen Acker. Von diesem Acker gebe ich jedem soviel, wie er bedüngen kann, im Sommer zur Nutzung!"
Alle waren auf ein großes Stück erpicht. Auch Lajos Ámi lief hin, er düngte ein Katasterjoch. Er baute von vorn bis hinten, von oben bis unten Melonen und Kürbis an. Aber auf dem Melonenfeld ging nur eine einzige Pflanze auf, haargenau in der Mitte. Wie er diese eine Pflanze anschaute und sieht, dass es bei allen ordentlich aufgegangen ist, wollte Lajos Ámi gar nicht mehr hingehen. Einmal kam der Feldhüter, ein armer Hinkefuss, mit Namen Istán Jakab.
"Du, Lajos, was willst du mit dieser Melone? Die Melone ist ja schon über den halben Acker gewachsen" Allerdings, ich habe daran nur einen Fruchtansatz gesehen, aber der entwickelt sich, wie mir scheint, sehr gut! Hacke mal diese Melone!"
"Geh doch, Freund, soll ich auf einem Katasterjoch eine Melonenpflanze hacken? Ich bin doch nicht verrückt, dass ich ein Katasterjoch behacke!"
"Na, also ich sage, komm mal und hacke diese eine Melone, denn die ist mehr wert wie all das andere!"
Ich ging also auch raus, schaute mir den Acker an. Ich sehe, die Ranke ist wunderschön grün und daran hing eine so große Melone, dass ich sie mit fünfundzwanzig Schritt abschreite, obwohl es erst der Fruchtansatz ist. Ich ließ - damit es schnell ging - das Feld behacken, was ich allein nicht konnte. Und damit sich die Melone nicht auf die Nachbarfelder ausbreitet, rief ich zwölf Männer mit Hebestangen, um sie auf meins zurückzuheben. Als die Melone reif wurde, da passten beide Enden nicht mehr auf das Katasterjoch, sondern sie reichten noch bis auf die Nachbarfelder. Na, was soll jetzt werden mit dieser Melone, wie kann ich die nach Hause transportieren? Ich schrieb nach Diósgyõr an das Eisenwerk, sie sollten für mich einen Wagen bauen von mindestens siebzig Meter Länge und mir den zur Verfügung stellen, weil ich meine Melone nach Hause schaffen muss! Und dann kam sie auch schon bald, die Melone. Im ganzen Dorf, Sándor Ardai war der Gemeindediener, ließ ich es austrommeln.
"Onkel Sándor, trommeln Sie aus, wer Melone essen will, soll sofort kommen, die Melone auf den Wagen zu laden!"
Und da kamen die Leute auch, mit Hebestangen, und rollten sie hoch auf den langen Wagen. Ich war weiß Gott ein armer Mann, ich wohnte draußen auf dem Gemeindeland, bei der Bodengrube. Die Melone wurde runtergerollt. Es gab einen Zimmermann, er hieß József Bodó. In der Gemeinde hatte sonst niemand eine Schrotsäge, mit dem Messer konnte man sie nicht zerschneiden. Einen ganzen Tag lang säbelten wir daran herum, bis wir die Melone mit der Schrotsäge zerteilen konnten. Alle wurden aufgefordert: "Bringt Messer oder Löffel mit und esst, es gibt hier genug, ich kann sie eh nicht verbrauchen, die Melone verfault, wenn sie einmal angeschnitten ist!"
Meine Sau hatte neuen Ferkel geworfen. Die Sau war dabei. Die Melonenschale warfen wir, als sie leer war, auf den Misthaufen, das übrige ließ ich nach Panyola schaffen, die sollten dort auch davon essen. Und dann, wie die Sau da wühlte, kippte die Melonenschale über drei Ferkel. Wir suchten sie wie Stecknadeln, sechs von den neun Ferkeln sind da, aber drei sind verschwunden! Ich machte mich auf die Suche, ich hatte schon die ganze Gemeindeflur abgesucht, aber die Ferkel waren nirgends zu finden. Schließlich, es war Frühling und begann schön warm zu werden, fing die Melonenschale an zu verrotten. Wie die Melonenschale Risse kriegt, gucke ich rein, drinnen sind drei Jungschweine. Ich dachte gar nicht daran, dass es meine sind, die im Herbst verschwunden waren. Was geht da drinnen vor? Ich schlug ein Loch hinein, damit sie herauskamen. Ein Zentner und neunzig Kilo war das kleinste, die andern waren noch schwerer. Ich sagte zum Fleischer: "Kauft sie gleich, die drei Schweine werden nicht lange leben, weil sie eingesperrt aufgewachsen sind!"
Es gab einen Mann, er hieß Imre Zacskó, der war Fleischer und Selcher. Er griff zu, in Namény ist Markt, er wird das Fleisch braten. Er schlachtete alle drei, das Fleisch verdarb ihm, denn das Marktvolk konnte nicht mal eins davon aufessen. Der Speck allerdings brachte ihm viel ein, er hatte nämlich spannenlange Speckstücke abgeschnitten. Imre Zacskó, der Fleischer, hatte also keinen Gewinn von dem, was das Marktvolk nicht verzehrt hatte, denn es war Sommer, und es verdarb.
Er lebt noch glücklich, wenn er nicht gestorben ist!


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Elfqueen Offline

Königin der Elfen

Beiträge: 258

04.02.2003 16:47
#6 Märchen aus aller Welt ...... Antworten


Der giftige Fisch...
ein japanisches Märchen


Ein Mann hatte einstmals einen Fisch gefangen, den man Stachelbauch oder Fugu nennt und für giftig hält. Er kannte dessen böse Eigenschaften nicht recht und begann, ihn zum Mahle herzurichten, obwohl er doch nicht ohne alle Besorgnis war.

Während er mit dem Zubereiten des Fischs beschäftigt war, kam eine hungrige Katze, ergriff ein Stück von dem Fisch und lief damit davon. Der Mann verfolgte sie; sie lief deshalb in einen engen Spalt zwischen zwei Häusern, wo sie in Sicherheit war; das Stück Fisch hielt sie fortwährend im Maul.

Der Mann dachte nun, als er von der Verfolgung der Katze zu seiner früheren Beschäftigung zurückgekehrt war, dass seine Besorgnis wohl unbegründet gewesen sein müsse, denn wenn die schlaue Katze den Fisch nicht verschmähe, könne er ihm unmöglich schaden. Als sein Mahl fertig war, begann er daher, ruhig den Fisch zu verspeisen.

Die Katze aber hatte, nachdem sie ihre Beute in Sicherheit gebracht, doch auch einige Bedenken gehabt. Sie kam daher aus ihrem Versteck wieder hervor und sah zu, ob der Mann den Fisch auch wirklich verzehrte. Als sie nun sah, daß er ihn wirklich aß, da zögerte sie nicht länger und fraß ihr Stück ebenfalls. Beide, Mann und Katze, starben elendiglich. So täuschen sich die schlauesten oft am allerleichtesten.



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