Ich bin das Meer, ich hab Leben in meinem Bauch
und Du bist der Wind, der tobend mein Leben durchhaucht
keine Stelle bleibt mir verborgen, komm überall hin
gemeinsam mit Dir, mein Freund, mein Bruder, mein Wind.
Eiskalt ist es in mir wie auch Du, mein Mond,
der hochdroben am Himmel nächtens über mir wohnt
Du ziehst mich an und lässt immer mich wieder los
die Gezeiten verrinnen und Wasser bedeckt die Erde in ihrem Schoss.
Ich trage die Fischer auf meinem Rücken über die ganze Welt
sie ziehen das Leben aus meinem Innern wie ein Bauer, der seine Felder bestellt
und Eisen schwimmt auf mir mit öliger Last
und wenn sie herniedersinkt, flieht aus mir das Leben mit eiliger Hast.
Und da ist keiner, der hört meinen stummen Schrei
und alle morden und sehnen meinen langsamen Tod herbei
aber ich bin doch die Macht und die Kraft, die Leben in mir gebiert
warum tötet ihr mich, wenn meine Schönheit Euch immer wieder verführt.
Ich bring euch das Leben und stille euren unendlichen Durst
ihr schwimmt in mir und labt eure Körper durch mich mit Wonne und Lust
was muss noch geschehen, bis ihr daeinst klug seid geworden
und aufhört, mich langsam, ständig und qualvoll mit kaltem Lachen zu ermorden.
Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen.
Wenn man den Sand sägen hört
und das schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur Meer
nur Meer
Ich weiss nicht, wo die Moewen die Nester haben. Ich bin wie sie, Ewig im Flug. Das Leben streife ich wie sie Das Wasser, die Nahrung zu greifen. Und wie sie, vielleicht, liebe ich die Ruhe, Die meerene Ruhe, Aber mein Schicksal ist Leben taumelnd im Sturm.
Sehnsüchtig gehe ich nun zum Meer. doch die Last meiner Entscheidung ist so schwer. Ich höre wie das Wasser nach mir ruft. So wie ich nach ihm, hat es auch nach mir gesucht.
Im meine Schuhe dringt langsam der Sand, ein Gefühl, noch aus meiner Kindheit bekannt. Geboren wurde ich an diesem Ort, in meinen Träumen ging ich nie wirklich fort.
Ich übergebe mich dieser großen Macht, denn ich weiss, dass sie über mich wacht. In diesem Moment habe ich die Wahl, die Unendlichkeit des Meeres oder das Leben als Qual.
Euch Wellen widme ich mein Gebet, denn ihr seid die einzigen, die wirklich seht. Ihr seht mein irdisches Leid und seid zur ersehnten Erlösung bereit.
Drum bitte ich euch in dieser hellen Nacht, macht mit mir, was ihr sonst mit Unfreiwilligen macht. Reisst mich in die Tiefe eurer Inbrunst, denn dies ist des Sterbens wahre Kunst.
Die Kälte hüllt meinen Körper ein, völlig taub, der Schmerz ist nur Schein. Ein letztes Atmen und ich bin befreit, aufgenommen in des Meeres Unendlichkeit.
Wie das Meer ist die Liebe: unerschöpflich, unergründlich, unermeßlich: Woge zu Woge stürzend gehoben, Woge um Woge wachsend verschlungen, sturm- und wetter-geberdig nun, sonneselig nun, willig nun dem Mond die unaufhaltsame Fläche - doch in der Tiefe stetes Walten ewiger Ruhe, ungestört, undurchdringbar dem irdischen Blick, starr verdämmernd in gläsernes Dunkel - und in der Weite stetes Wirken ewiger Regung, ungestillt, unentwirrbar dem irdischen Blick, wild verschwimmend im Licht der Lüfte: Aufrausch der Unendlichkeit ist das Meer ist die Liebe.