Die wahre Liebe verausgabt sich nicht.
Je mehr du gibst, umso mehr verbleibt dir.
Und wenn du dich anschickst,
aus dem wahren Brunnen zu schöpfen,
spendet er um so mehr,
je mehr du schöpfst.
Die wirkliche Liebe beginnt,
wo keine Gegengabe mehr erwartet wird.
Um klar zu sehen,
genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.
Leicht finden wir Freunde,
die uns helfen.
Schwer verdienen wir uns jene,
die unsere Hilfe brauchen.
Er handelte mit höchst wirksamen, durststillenden Pillen. Man schluckt jede Woche eine und spürt überhaupt kein Bedürfnis mehr, zu trinken.
„Warum verkaufst du das?" sagte der kleine Prinz.
„Das ist eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Die Sachverständigen haben Berechnungen angestellt. Man erspart dreiundfünfzig Minuten in der Woche.“
„Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“
„Man macht damit, was man will...“
„Wenn ich dreiundfünfzig Minuten übrig hätte“, sagte der kleine Prinz, „würde ich ganz gemächlich zu einem Brunnen laufen ...“
"Das ist für mich gleichzeitig die schönste und traurigste Landschaft der Welt. (...) Hier ist der Kleine Prinz auf der Erde erschienen und wieder verschwunden. Schaut diese Landschaft genau an, damit Ihr sie wiedererkennt, wenn Ihr eines Tages durch die afrikanische Wüste reist. Und wenn Ihr zufällig da vorbeikommt, eilt nicht weiter, ich flehe Euch an - wartet ein bißchen, gerade unter dem Stern ! Wenn dann ein Kind auf Euch zukommt, wenn es lacht, wenn es goldenes Haar hat, wenn es nicht antwortet, so man es fragt, dann werdet Ihr wohl erraten, wer es ist. Dann seid Ihr so gut und laßt mich nicht weiter so traurig sein: schreibt mir schnell, wenn er wieder da ist..."
Der fünfte Planet war sehr sonderbar. Er war der kleinste von allen. Es war da gerade Platz genug für eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder. Der kleine Prinz konnte sich nicht erklären, wozu man irgendwo im Himmel, auf einem Planeten ohne Haus und ohne Bewohner, eine Straßenlaterne und einen Laternenanzünder braucht. Doch sagte er sich: Es kann ganz gut sein, daß dieser Mann ein bißchen verrückt ist. Doch ist er weniger verrückt als der König, der Eitle, der Geschäftsmann und der Säufer. Seine Arbeit hat wenigstens einen Sinn. Wenn er seine Laterne anzündet, so ist es, als setze er einen neuen Stern in die Welt, oder eine Blume. Wenn er seine Laterne auslöscht, so schlafen Stern oder Blume ein. Das ist eine sehr hübsche Beschäftigung. Es ist auch wirklich nützlich, da es hübsch ist. Als er auf dem Planeten ankam, grüßte er den Laternenanzünder ehrerbietig. »Guten Tag. Warum hast Du Deine Laterne eben ausgelöscht?»Ich habe die Weisung«, antwortete der Anzünder. »Guten Tag.»Was ist das, die Weisung?« »Die Weisung, meine Laterne auszulöschen. Guten Abend.Und er zündete sie wieder an.»Aber warum hast Du sie soeben wieder angezündet?«»Das ist die Weisung.«, antwortete der Anzünder.»Ich verstehe nicht«, sagte der kleine Prinz. »Da ist nichts zu verstehen« sagte der Anzünder. »Die Weisung ist eben die Weisung. Guten Tag.« Und er löschte seine Laterne wieder aus. Dann trocknete er sich die Stirn mit einem rotkarierten Taschentuch. »Ich tue da einen schrecklichen Dienst. Früher ging es vernünftig zu. Ich löschte am Morgen aus und zündete am Abend an. Den Rest des Tages hatte ich zum Ausruhn und den Rest der Nacht zum Schlafen...«»Seit damals wurde die Weisung geändert?« »Die Weisung wurde nicht geändert« sagte der Anzünder. »Das ist ja das Trauerspiel! Der Planet hat sich von Jahr zu Jahr schneller und schneller gedreht und die Weisung ist die gleiche geblieben!« »Und?«, sagte der kleine Prinz. »Und jetzt, da er in der Minute eine Umdrehung macht, habe ich nicht mehr eine Sekunde Ruhe. Jede Minute zünde ich einmal an, lösche ich einmal aus!« »Das ist drollig! Die Tage dauern bei dir eine Minute!« »Das ist ganz und gar nicht drollig«, sagte der Anzünder. »Das ist nun schon ein Monat, daß wir miteinander sprechen.«»Ein Monat?«»Ja, dreißig Minuten. Dreißig Tage! Guten Abend.«
Und er zündete seine Laterne wieder an. Der kleine Prinz sah ihm zu, und er liebte diesen Anzünder, der sich so treu an seine Weisung hielt. Er erinnerte sich der Sonnenuntergänge, die er einmal gesucht hatte und um deretwillen er seinen Sessel rückte. Er wollte seinem Freund beispringen: »Weißt du ... ich kenne ein Mittel, wie du dich ausruhen könntest, wenn du wolltest...«»Ich will immer«, sagte der Anzünder. Denn man kann treu und faul zugleich sein. Der kleine Prinz fuhr fort: »Dein Planet ist so klein, daß Du mit drei Sprüngen herumkommst. Du mußt nur langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben. Willst Du dich ausruhen, dann gehst Du... und der Tag wird so lange dauern, wie Du willst.« »Das hat nicht viel Witz«, sagte der Anzünder, »was ich im Leben liebe, ist der Schlaf.«»Dann ist es aussichtslos«, sagte der kleine Prinz. »Aussichtslos«, sagte der Anzünder. »Guten Tag.«Und er löschte seine Lampe aus. Der, sagte sich der kleine Prinz, während er seine Reise fortsetzte, der wird von allen anderen verachtet werden, vom König, vom Eitlen, vom Säufer, vom Geschäftsmann. Dabei ist er der einzige, den ich nicht lächerlich finde. Das kommt vielleicht daher, weil er sich mit anderen Dingen beschäftigt statt mit sich selbst.
Er stieß einen Seufzer des Bedauerns aus und sagte sich noch:
Der ist der einzige, den ich zu meinem Freund hätte machen können. Aber sein Planet ist wirklich zu klein. Es ist nicht viel Platz für zwei...
Was sich der kleine Prinz nicht einzugestehen wagte, war, daß er diesem gesegneten Planeten nachtrauerte, besonders der tausendvierhundertvierzig Sonnenuntergänge wegen, in vierundzwanzig Stunden
"Die Menschen bei dir zu Hause," sagte der kleine Prinz,
"züchten fünftausend Rosen in einem Garten..... und finden dort nichts, was sie suchen....
"Und dabei kann man das,
was sie suchen,
in einer einzigen Rose oder in einem bißchen Wasser finden...."
Und der kleine Prinz fügte hinzu:
"Aber die Augen sind blind.
Man muß mit dem Herzen suchen."
"Wenn du einen Freund willst,
so zähme mich!"
"Was muss ich tun?" sagte der kleine Prinz.
"Du mußt sehr geduldig sein", antwortete der Fuchs.
"Du setzt dich ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen.
Die Sprache ist die Quelle von Mißverständnissen. Aber jeden Tag wirst du dich ein bißchen näher setzten können."
Ich hätte sie nach ihrem Tun und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen.
Sie duftete und glühte für mich.
Ich hätte niemals fliehen sollen!
Ich hätte hinter all den armseligen Schlichen
ihre Zärtlichkeit erraten sollen. "
So hatte der kleine Prinz trotz seiner aufrichtigen Liebe rasch an ihr zu zweifeln begonnen, ihre belanglosen Worte bitter ernst genommen und war sehr unglücklich geworden.
“Ich hätte nicht auf sie hören sollen”, gestand er mir eines Tages. “Man darf den Blumen nicht zuhören, man muß sie anschauen und einatmen. Die meine erfüllte den Planeten mit Duft, aber ich konnte seiner nicht froh werden. Diese Geschichte mit den Krallen, die mich so gereizt hat, hätte mich besser rühren sollen.” Er vertraute mir noch an: “Ich habe das damals nicht verstehen können! Ich hätte sie nach ihrem Tun und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen. Sie duftete und glühte für mich.
Ich hätte niemals fliehen sollen! Ich hätte hinter all den armseligen Schlichen ihre Zärtlichkeit erraten sollen. Die Blumen sind so widerspruchsvoll!
Aber ich war zu jung, um sie lieben zu können!
Auf dem sechsten Planet wohnt ein Geograph.
Dieser hält den kleinen Prinzen für einen Forscher und begrüßt in freudig.
Der Geograph erklärt lang und breit sein Handwerk und das der Forscher;
als der kleine Prinz aber hören muss, dass vergängliche Dinge
wie seine Blume keine Beachtung finden, ist er enttäuscht;
dass jemand ihm klar macht, dass seine Blume überhaupt vergänglich ist,
erschrickt ihn.
Er zögert einen Moment, ob er zurück fahren soll.
Doch er reist auf Grund der Empfehlung des Geographen auf die Erde.
"Und der kleine Prinz machte sich auf und dachte an seine Blume."
Adieu«, sagte er zur Blume.
Aber sie antwortete ihm nicht.
»Adieu«, wiederholte er.
Die Blume hustete. Aber das kam nicht von der Erkältung.
»Ich bin dumm gewesen«, sagte sie endlich zu ihm. »Ich bitte dich um Verzeihung. Versuche, glücklich zu sein.«
Es überraschte ihn, daß die Vorwürfe ausblieben. Er stand ganz fassungslos da, mit der Glasglocke in der Hand. Er verstand diese stille Sanftmut nicht.
»Aber ja, ich liebe dich«, sagte die Blume. »Du hast nichts davon gewußt. Das ist meine Schuld. Es ist ganz unwichtig. Aber du warst ebenso dumm wie ich. Versuche, glücklich zu sein... Laß diese Glasglocke liegen! Ich will sie nicht mehr...«
»Aber der Wind...«
»Ich bin nicht so stark erkältet, daß... Die frische Nachtluft wird mir gut tun. Ich bin eine Blume.«
»Aber die Tiere...«
»Ich muß wohl zwei oder drei Raupen aushalten, wenn ich die Schmetterlinge kennenlernen will. Auch das scheint sehr schön zu sein. Wer wird mich sonst besuchen? Du wirst ja weit weg sein. Was aber die großen Tiere angeht, so fürchte ich mich nicht. Ich habe meine Krallen.«
Und sie zeigt treuherzig ihre vier Dornen. Dann fügte sie noch hinzu:
»Zieh es nicht so in die Länge, das ist ärgerlich. Du hast dich entschlossen zu reisen. So geh!«
Denn sie wollte nicht, daß er sie weinen sähe. Es war eine so stolze Blume.
Der Erfinder Saint-Exupéry ist weit weniger bekannt als der Pilot oder Schriftsteller Saint-Exupéry.
Er hatte jedoch eine Reihe von Patenten angemeldet,
das erste 1936, die ihn zwar nicht reich machten,
jedoch Zeugnis sind für seinen vielseitigen, wachen Geist.
Drei Patente beschäftigen sich mit dem einziehbaren Fahrgestell bei Flugzeugen,
vier betreffen einen Goniographen,
weitere beziehen sich auf Motoren-Prüfverfahren,
eine Anlasser-Vorrichtung,
Melde- und Meßapparate,
ein Ortungsverfahren sowie auf ein neues elektromagnetisches Meßverfahren.
Im wesentlichen haben seine Erfindungen mit der Steuerung,
der Navigation und den Kontroll- und Instrumentensystemen eines Flugzeugs zu tun.
Er entwickelt Ideen über den Raketenantrieb,
die er nach dem Krieg in die Tat umsetzen möchte.
Weite Verbreitung erlangte der von ihm konzipierte Entfernungsmesser,
den er unter der Nummer 924.902 zum Patent anmeldete.
Im Flugwesen wird diese Erfindung später unter dem Namen D.M.E. (Distance Measuring Equipment) bekannt.
Ein Lächeln ist oft das Wesentliche.
Man wird mit einem Lächeln bezahlt.
Man wird mit einem Lächeln belohnt.
Man wird durch ein Lächeln belebt.
Ein Lächeln kann uns von der Angst erlösen,
uns Sicherheit, Hoffnung und Fieden gewähren.
Darum, mein Freund, brauche ich so sehr Deine Freundschaft.
Ich dürste nach einem Gefährten.
Zu Dir kann ich kommen, ohne ein Stück meiner inneren Heimat preiszugeben.
In Deiner Nähe brauche ich mich nicht zu entschuldigen,
nicht zu verteidigen, nicht zu beweisen.
Über meine ungeschickten Worte, über meine Urteile hinweg,
siehst Du einfach nur mich
Spuren vom Absturz des Dichters im Mittelmeer
Von Constance Knitter
BM Paris - «Ich werde als Kreuz im Mittelmeer enden», sagte Antoine de Saint-Exupéry in düsterer Vorausahnung, bevor er am 31. Juli 1944 mit seiner «Lightning P 38» vom Militärflugplatz auf Korsika zu einem Aufklärungsflug über das von den Deutschen besetzte Rhone-Tal startete. Es sollte der letzte Flug des damals 44 Jahre alten französischen Schriftstellers und Schöpfers des «kleinen Prinzen» sein. Saint-Exupéry galt seither als vermißt.
Doch jetzt - 54 Jahre später - zog ein Fischer in seinem Fangnetz das silberne Kettenarmband des Poeten und zwei kleine Wrackteile seines Flugzeuges in den Calanques - den kleinen Buchten vor Marseille - aus dem Mittelmeer. «Antoine de Saint-Exupéry und Consuelo - c/o Reynal and Hitchcock Inc. - 386 4th Ave N.Y. City - USA», ist auf der Namensplakette des Armbands eingraviert - ein Geschenk von Consuelo, der zweiten Frau von Saint-Exupéry. Sie war Argentinierin.
Bis 1943 lebte Saint-Exupéry im Exil in New York. Dort erschien auch «Der Kleine Prinz» zuerst in englischer Sprache. «Name und Adresse sind die des New Yorker Verlegers», bestätigte Henri-Germain Delauze, Generaldirektor der Comex, ein auf Tiefseeforschung spezialisiertes Unternehmen.
Er hat die Flugzeugteile der Lightning und das Armband von Experten untersuchen lassen. Bei den Wrackteilen handelt es sich um ein Querstück, auf dem das Bordfunkgerät angebracht war. An Bord eines Unterseebootes, das mit einer Ortungsanlage ausgestattet ist und 300 Meter tief tauchen kann, sucht Delauze mit seiner Mannschaft seit gestern zwischen Marseille und Bandol nach dem Wrack der amerikanischen Lighning P38.
Den Leichnam des legendären Dichter-Piloten «Saint-Ex» zu finden, ist hoffnungslos. «Es ist schon ein Wunder, daß ich sein Armband gefunden habe. Das Meer ist so groß und ein Armband so klein», sagt der Fischer Jean-Claude Bianco (54). Bei schwerem Gewitter hatte er am 7. September sein Netz eingezogen. Als er die Fische an Bord seines Kutters «Horizon» sortierte, stach ihm etwas silbrig glänzendes in einem komprimierten Metallstück ins Auge.
«Wir zertrümmerten das Metallstück, heraus kam das Armband. Der Name Antoine Saint-Exupery erschien, als es gereinigt war. Ich dachte, ich träume», sagt der Fischer. Um das Armband war ein Stück verkohlter Stoff gewickelt. «Das könnte ein Stück des Pilotenanzugs aus Naturseide sein, der unter Wasser Jahrhunderte überdauert», so Tiefseeforscher Delauze.
Über den bisher ungeklärten Fliegertod von Saint-Exupery sagt Baron Frederic d'Agay, ein Großneffe des Verschollenen: «Saint-Exupéry ist entweder über dem Mittelmeer von deutschen Abfangjägern abgeschossen worden, oder er vergaß, wie schon einmal zuvor, seine Sauerstoffmaske aufzusetzen. Von einem Unwohlsein befallen, verlor er in dem Fall die Kontrolle über seine Maschine. Es war sein Schicksal, in die Lüfte aufzusteigen und nicht mehr zurückzukehren. Wie der kleine Prinz.»